Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Bei Events wie «tfz Start-Up Insights» tauschen sich im Kanton Zug Unternehmen aus vier Branchen aus. Foto: Marco Bordonaro
Nach dem Corona-Schock nimmt die Zahl der Firmengründungen wieder zu. Wie ist das Klima im Kanton Zug für Jungunternehmen? Wir fragten Albina Begic vom Technologie Forum Zug.
In knapp einer Woche hoffen junge Unternehmerinnen und Unternehmer darauf, dass nicht nur sie allein ihre Geschäftsidee gut finden. Am Dienstag, 9. April, wird im Dreiklang-Zentrum Steinhausen der Zuger JungUnternehmer Preis 2024 (JUP) verliehen. Während drei Minuten können ausgewählte Jungfirmen ihre Idee dem Publikum und einer Expertenrunde vorstellen. Am Ende erhält das siegreiche Unternehmen einen mit 5000 Franken dotierten Preis, Platz zwei 2000 und Platz drei 1000 Franken. Zusätzlich wird ein Förderpreis vergeben.
Erstmals sind im Zuger Handelsregister im Jahr 2023 mehr als 40'000 Firmen eingetragen. Die Zunahme im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr beträgt 1’478 Firmen. Weiter verzeichnet das Zuger Handelsregister sowohl bei den Neueintragungen (Gründungen) als auch insgesamt bei den vorgenommenen Eintragungen erneut sehr hohe Werte. Die Gesamtzahl der vorgenommenen Eintragungen erreichte mit 21’201 einen weiteren Höchstwert.
Ein Jungunternehmen definiert sich über das Datum der Firmengründung beziehungsweise den Eintrag ins Handelsregister. Junge Unternehmen für den Zuger JUP sind maximal etwas älter als 4-jährig. Jungunternehmen heisst nicht automatisch, dass die Gründerinnen und Gründer selbst «jung» sind. «Offiziell erhobene Informationen über die Altersstruktur der Firmengründer und -gründerinnen liegen weder uns vor noch der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons, mit welcher wir als Drittpartner zusammenarbeiten», erklärt Albina Begic, Geschäftsführerin der Non-Profit-Organisation Technologie Forum Zug (tfz) aus Steinhausen, das unter anderem jährlich den JungUnternehmer Preis verleiht.
Am Neuunternehmer-Anlass «Zug Start Networking» seien zum Beispiel unter den vielen Gästen jedes Jahr Unternehmer und Unternehmerinnen verschiedenen Alters und mit sehr unterschiedlichen Backgrounds dabei. «Beim Zuger JungUnternehmer Preis haben bisher auf der Bühne Leute von 18 bis über 60 Jahren präsentiert. Bei den ‹tfz Start-Up Insights› – einem speziellen Format für hochinnovative und -skalierbare Start-ups – laden wir Start-ups aus vier verschiedenen Branchen ein: Pharma/BioTech, Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT), Product & Systems und MedTech. Bei diesen Unternehmen sind junge Menschen unter den Gründerinnen und Gründern oft in der Mehrheit, weil zum Teil auch viele Spin-Offs aus den Universitäten dabei sind. Auch da haben wir jedes Jahr geschätzt mindestens 25 Prozent an sehr erfahrenen Personen, die teilweise schon in grossen Konzernen an der Spitze sassen und sich dann für die Gründung eines Start-ups begeisterten», sagt Begic.
Viele junge Gründerinnen und Gründer hätten in ihren Beiräten oder unter den Business Angels, die finanzielle Mittel und Know-how ins neue Unternehmen investieren, ebenfalls erfahrene Persönlichkeiten.
«Wenn man von Tech-Start-ups spricht, sind das grundsätzlich junge, noch nicht etablierte Unternehmen mit einer innovativen bis bahnbrechenden Idee, die ein sehr grosses Skalierungspotential haben», erklärt Albina Begic. Die Innovation kann bestimmte Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und/oder Technologien umfassen. Fast immer seien solche Start-ups, zusätzlich zum Gründungskapital, auch auf Risikokapital für ihre sehr ambitionierten Wachstumspläne angewiesen, zum Beispiel durch professionelle Investoren wie Venture Capital Gesellschaften oder Business Angels. «Oft gibt es für das Geschäftsmodell, häufig wissenschafts- und technologiebasiert, auch keinen etablierten Markt. Deshalb bezeichnen sich solche Unternehmen teilweise einige Jahre nach der Gründung als Start-ups, warten zum Beispiel auf Marktzulassungen und wachsen in Etappen. Die Königsklasse der Start-ups sind sogenannte Unicorns, die bereits vor dem Börsengang einen sehr hohen Marktwert von einer Milliarde Franken und mehr aufweisen.»
Der Kanton Zug verfüge über eine hervorragende wirtschaftliche Entwicklung und biete ein optimales Umfeld für Start-ups beziehungsweise alle jungen Unternehmen, betont Albina Begic. Es habe sich ein grosses Ökosystem von Start-ups im Kanton Zug gebildet. Renommierte Unternehmen zum Beispiel aus den Bereichen ICT, Life Sciences, Grosshandel und Fintech hätten sich in Zug niedergelassen. «Das ‹Crypto Valley› wurde zum Beispiel von Start-ups aus der Fintech-Branche gegründet.» Von den über 1000 Krypto-Firmen in der Schweiz hat gut die Hälfte ihren Sitz im Kanton Zug.
Die hohe Dichte an Start-ups könne als Grundlage für die Entwicklung weiterer Unternehmen dienen. Die dienstleistungsorientierten Behörden des Kantons Zug, der Businesspark Zug sowie weitere Plattformen, Dienstleister und Organisationen, darunter das tfz, schafften ein ideales Umfeld für die erfolgreiche Ansiedlung von Start-ups, sagt Albina Begic. «Das unterstreichen Rückmeldungen von neugegründeten oder zugezogenen Start-ups sowie Rankings zu erfolgreichen Start-up Standorten.»
Die Zuger Behörden seien wirtschaftsfreundlich, der Kanton wie die ganze Schweiz profitierten von einer politischen und finanziellen Stabilität sowie von der zentralen Lage im Herzen Europas.
Wer neu ein Unternehmen gründet, bringt idealerweise einige Voraussetzungen mit. Albina Begic teilt diese in drei Gruppen auf:
1) Es braucht eine inspirierende Vision, eine innovative Geschäftsidee sowie ein Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Proposition USP).
2) Es benötigt starke Persönlichkeiten und ein motiviertes Team, das sich in den schwierigsten ersten Jahren unterstützt und gemeinsam wächst. Voraussetzungen dazu sind Leidenschaft, Lernbereitschaft, Flexibilität und Resilienz gegenüber Rückschlägen.
3) Wichtig sind ein funktionierendes Netzwerk und gute Sparringpartner.
Gerade im dritten Punkt helfen im Kanton Zug Plattformen wie das tfz. «Wir ermöglichen durch ein grosses fachliches Netzwerk mit Unternehmen, Hochschulinstituten, Forschungsinstitutionen, diversen innovationsorientierten Partnern und Branchenorganisationen einen kontinuierlichen Wissensaustausch und viele Kontaktmöglichkeiten mit Menschen unterschiedlicher Expertise», fasst Albina Begic zusammen. Junge wie etablierte Unternehmen erhielten so Möglichkeiten für inspirierende Impulse und Stärkung eigener Netzwerke. In der Schweiz gebe es für die Start-ups viele Unterstützungsangebote wie Coachings und auch Plattformen mit Fokus im Investment-Bereich.
Das tfz bietet für Start-ups diverse Möglichkeiten. Unter anderem liegt bei einem Format der Hauptfokus darin, die Start-ups konkret mit etablierten Experten und Unternehmen zusammen zu bringen. «Wir organisieren zu Jahresbeginn einen Meeting-Marathon für ausgesuchte Start-ups und haben dieses Jahr über 80 Gespräche vermittelt. Zudem haben die Start-ups die Chance ausgesuchte Persönlichkeiten aus dem Top Management verschiedener Branchen zu treffen.»
Renato Cecchet
JungUnternehmer Preis
Am Dienstag, 9. April, 17 bis 19 Uhr wird im Dreiklang-Zentrum in Steinhausen der Zuger JungUnternehmerpreis 2024 vergeben. Zwei Dutzend neue Firmen haben sich angemeldet. Acht davon wurden ausgewählt und kämpfen um die Stimmen aus dem Publikum und der Fachjury.
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