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LucianHofstetterläuft für einenguten Zweck
Musikerin und Sängerin Caroline Breitler und ihre Band (von unten, jeweils links-rechts):
Nino Lentini, Gitarre, Stefan «Küde» Küttel, Bass, Mario Märchy, Schlagzeug, Keyboarder Andi Caplazi und Gitarrist Damjan Rozanec. Foto: RC
Mit ihrer aktuellen Band rockt es für Caroline Breitler. Die Baarer Musikerin und Sängerin lebt auch nach über 20 Jahren im Business nach wie vor für ihre Leidenschaft. Mit ihren fünf Mitstreitern hat sie einen neuen Anlauf gestartet.
Im Schweizer Musikgeschäft ist sie – gendergerecht – eine «alte Häsin». Die Baarerin Caroline Breitler ist dem Publikum seit 2003 ein Begriff, als sie es als 17-Jährige in der damaligen Castingshow MusicStar von Fernsehen SRF in der ersten Staffel bis zum Finale der Liveshows schaffte. Angefangen hat sie viel früher. «Ich habe mit acht Jahren im Kinderchor gesungen. Die Musik gehört seit klein auf zu mir.»
MusicStar – aus den vier Staffeln sind nur wenige Namen noch präsent. Carmen Fenk, die erste Siegerin, singt nach wie vor und arbeitet als Dozentin an einem Weiterbildungsinstitut. Die Gewinnerin der dritten Austragung, Fabienne Louves, spielte zuletzt die Hauptrolle im Musical Sister Äct und hat sonst von der Musik- auf die Theaterbühne gewechselt. Am bekanntesten ist der lediglich Sechstplatzierte der ersten Staffel. Baschi landete mit dem Song «Bring en hei», dem offiziellen Lied der Schweiz für die Fussball-Europameisterschaft 2008, seinen ersten grossen Hit und hat 2023 sein jüngstes Album veröffentlicht.
Und Caroline Breitler? Ihr aktuellstes Musikalbum «The Guide With-in» erschien im Jahr 2022 und erreichte Platz 14 der CH-Hitparade. Denn auch die Baarerin ist seit MusicStar immer aktiv gewesen. «Ich habe durch die Castingshow viel gelernt. Den Umgang mit den Medien zum Beispiel. Aber auch, dass ein Albumlabel vorgibt, was ich zu singen habe und dass das Covern von bekannten Songs mit der Zeit keine Erfüllung mehr brachte.»
Caroline Breitler nahm Gesangsunterricht, studierte an der pädagogischen Hochschule Musik, Deutsch, Englisch und Sport. Mit dem Hauptaugenmerk auf die Musik. «Deutsch hilft mir beim Booking von Konzerten und der Administration, auf Englisch schreibe ich meine Texte und kommuniziere international und der Sport hält mich schlank und fit», sagt sie.
Für Caroline Breitler war nach MusicStar klar: «Ich will eine Band», habe sie schon damals gesagt. Mit Intact schaffte sie es bis ins Zürcher Volkshaus, sang in der Zuger Rockgruppe 7t-Cover und mit der Partyband Charisma. Caroline Breitler spielte in einem Projekt mit Mischa Podstransky der Luzerner Band «Dada ante Portas». Mit Keyboarder Steve Loesche, auch ein Luzerner, reiste sie des Öfteren in die USA, um in Kalifornien mit amerikanischen Musikern aufzutreten. In der Swiss Life Arena in Genf performte sie ein Duett mit der amerikanischen Songwriterin Anastacia. Mit den Metalsängern Marc Storace von Krokus und Eric St. Michaels (China/King Zebra) sowie dem Schweizer Musikurgestein Toni Vescoli war sie Jurymitglied des Rock Voice Contests und war auch letztes Jahr als Jury beim kleinen Prix Walo tätig.
Jetzt hat sie eine eigene Band. «Ich erlebe zusammen mit meinen fünf Männern musikalisch gerade die geilste Zeit meiner Karriere», sagt Caroline Breitler mit einem herzlichen Lachen. Ihre fünf Männer – ein Mix aus Profi- und Freizeitmusikern. Gitarrist Nino Lentini ist Teil einer Gitarrenschule in Affoltern am Albis. Er spielt in diversen anderen Bands mit. Ein Tag in der gleichen Gitarrenschule arbeitet auch der zweite Gitarrist Damjan Rozanec, der ansonsten in einem Elektroenergiekonzern tätig ist und einzig bei Caroline Breitler den Sechssaiter bedient.
Ganz anderes sieht es bei Schlagzeuger Mario Märchy aus. «Ich arbeite 50 Prozent als Facility Manager», sagt er. Gleichzeitig trommelt er in verschiedenen Formationen, bei Reto Burrell oder der Schwyzerin Rachel Carmen zum Beispiel, und ist auch noch Schlagzeuglehrer. Einzig und allein bei Caroline Breitler Musik machen die beiden restlichen Mitstreiter. Keyboarder Andi Caplazi hat mit der Andi Caplazi Music- & Videoproductions GmbH in Maschwanden seine eigene Firma, in der auch die Videoclips der Band entstehen. Ganz neu in der Band ist Bassist Stefan «Küde» Küttel. Er ist gelernter Maurer und arbeitet in einer Baufirma als Werkhofleiter.
Caroline Breitler ist die Namensgeberin der Band. «Es macht es einfacher, Konzerte zu finden, da man mich so bereits kennengelernt hat», sagt sie. Die Bandmitglieder stimmen ihr zu. «Ihr erstes der beiden letzterschienen Alben, ‹Courage›, hat sie noch allein durchgezogen, beim zweiten waren wir mit dabei. So sind wir anderen nach und nach in dieses Projekt hineingewachsen», erklärt Andi Caplazi, der zusammen mit Caroline Breitler auch einen Song zum Album «The Guide Within» beigesteuert hat. Und Damjan Rozanec meint: «Seit 2019, als ich dazu gestossen bin, hat sich viel verändert. Wir sind zu einer Einheit zusammengewachsen.» Caroline sei nach wie vor die Hardworkerin in der Band, die sich um alles neben dem eigentlichen Musikmachen kümmere.
In der nahen Zukunft stehen Konzerte an. Gleichzeitig befindet sich die ganze Band in der Phase, zusammen neue Songs zu schreiben, um diese dann auf einem neuen Album und auf der Bühne präsentieren zu können. Für Caroline Breitler, die sich gewohnt ist, vieles allein zu machen und zu stemmen, ein neues, befreiendes Gefühl. «Ich bin eine, die jeweils im Winter ein wenig down ist. Das Jahr ist zu Ende, es stehen vielleicht gerade keine Konzerte an, für die nahe Zukunft erscheint vieles unsicher.» Doch dann seien jetzt diese fünf Typen, die sie in den Arm nehmen, Mut zusprechen, ihr aus diesem Loch heraushelfen. «Das macht mich sehr glücklich und baut mich auf.»
Die Band hat in jüngster Zeit einige grosse, vielleicht wegweisende Konzerte gespielt. Caroline Breitler und ihre Mitstreiter konnten als Support von bekannten Namen in der Musikszene vor jeweils viel Publikum auftreten. Mit der US-amerikanischen Hardrock-Band Hardline, mit den Schweizer Alltime-Rockern von Shakra, mit den Mundart-Starkstromern Megawatt, vor zwei Wochen in Deutschland zusammen mit Stargitarrist Ivan Keller der Band Jelusick und Ende April steht ein Konzert mit den deutschen Glam-Rockern The New Roses auf dem Programm.
Für Caroline Breitler ist klar: «Jetzt winkt uns die Chance, an diesem Zug anzudocken und mitzufahren. Wir haben definitiv Lust auf mehr.» Nach dem Konzert mit Shakra im Konzertlokal Z7 in Pratteln seien auch Vertreter von Albumlabels auf sie zugekommen. «Seit MusicStar bin ich jedoch ein gebranntes Kind. Ich will musikalisch mein Ding machen und nicht zu sehr vorgeschrieben erhalten, was ich zu tun habe.» Deshalb bleibt die Band vorerst unabhängig und will finanzielle Mittel mittels Crowdfunding, Sponsoring oder Kulturförderung generieren.
Dass es zur aktuellen Caroline Breitler Band gekommen ist, hat mit einem weiteren Namen zu tun. 2018 trat der italienische Multiinstrumentalist und Produzent Alessandro del Vecchio in ihr Leben. Der Keyboarder von Hardline, der mit anderen Businessgrössen wie Journey oder Gotthard zusammengearbeitet hat, produzierte ihre beiden jüngsten Alben und unterstützte sie darin, die eigene Band zu gründen.
Auftritte suchen, Geldmittel generieren, Absagen verdauen, Gagen verhandeln – das Musikbusiness ist kein Schleck. Und trotzdem will es keiner missen. «Für mich ist die Musik die ideale Abwechslung zum Baualltag», sagt Küde. Und Nino Lentini antwortet mit klassischem Witz: «Die Leute fragen immer: ‹Was machst du?› – ‹Ich mache Musik.› – ‹Nein, ich meine, was arbeitest du?›»
Und die Bandleaderin? «Mit Songs schreiben verarbeite ich meine eigene Geschichte, das ist doch schön.» Sie ist als Musik- und Gesangslehrerin tätig, hilft anderen beim Komponieren von Songs und gibt auch einen Teilbereich von Musiktherapie. «Hardrock und Klangschalen, das passt. Mein Vater hörte Rockmusik, meine Mutter ist eher spirituell. Ich habe also beide Seiten in mir.»
Renato Cecchet
Caroline Breitler und Band. Freitag, 26. April, mit New Roses, Chillout, Boswil AG.Samstag, 8. Juni, Bierfest, Buchs SG.Samstag 24. August, Dorf-Fäscht Baar (im Trio Breitler/Lentini/Rozanec). Samstag, 7. September, mit Hardline, Wisa Bar, Lenzburg AG.
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