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LucianHofstetterläuft für einenguten Zweck
Das Zuger Verwaltungsgericht erhält eine neue Heimat. Das Theilerhaus in Zug Süd, einst Geburtshaus für den Landis + Gyr-Konzern, wird in den nächsten eineinhalb Jahren renoviert und umgebaut.
Auslöser für die Rettung des Theilerhauses war ein Veloständer. 1987 wollte der Verwaltungsrat der damaligen Landis & Gyr AG ihren einstigen Geschäfts- und Produktionssitz abreissen lassen, stellte aber nur ein Baugesuch für einen Veloständer. Der Argwohn war geweckt. Die Intervention beim damaligen Firmeneigentümer Stephan Schmidheiny war erfolgreich. Statt wie geplant vom Luftschutzdetachement gesprengt, wurde das Theilerhaus vom Kanton Zug gekauft.
Seit 1989 steht das Backsteingebäude aber leer. Wo 1904 die Geschichte eines weltumspannenden Firmenimperiums mit der Produktion von Stromzählern begann, soll jetzt eine andere Geschichte geschrieben werden: Die des Verwaltungsgerichts des Kantons Zug. «Wir müssen vielfach zwischen Parteien bei Bauvorhaben vermitteln, jetzt erleben wir selber die Emotionen eines Bauherren», sagte Aldo Elsener, der Präsident des Verwaltungsgerichts. 1977 gegründet, residierte das Verwaltungsgericht zuerst in zwei Zuger Mietwohnungen. «Nachher waren wir Teil im Gebäude des Obergerichts, wenn auch ein wenig versteckt.» Aktuell ist das Verwaltungsgericht eingemietet im Haus der Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB. Dort hätte es sowieso ausziehen müssen, da das Gebäude abgerissen wird, wenn dem Bebauungsplan an der Aa am 3. März zugestimmt wird. Die räumliche Odyssee des Verwaltungsgerichts sollte mit der Verlegung ins Theilerhaus ihr Ende gefunden haben. Denn, so Aldo Elsener: «Erstmals entsteht für uns ein eigenes Zuhause.»
Die Idee, das Verwaltungsgericht ins Theilerhaus zu verlegen, entstand 2017, als der damalige Baudirektor Urs Hürlimann Aldo Elsener den Vorschlag unterbreitete, das historische Gebäude, das 1896 vom gelernten Uhrenmacher Richard Theiler erbaut wurde, umzunutzen. Der Kantonsrat stimmte dem Projekt zu. Die Umbaukosten werden auf 14 Millionen Franken veranschlagt. Im Herbst 2025 sollte das renovierte Gebäude bezugsbereit sein.
Ursprünglich war ein anderer Nutzungsmix vorgesehen. Geplant waren ein Restaurant, eine Plattform für öffentliche und private Veranstaltungen sowie eine für Industrie- und Technikgeschichte, dazu Arbeitsplätze für Kunstschaffende. Vom ursprünglichen Projekt geblieben ist das Bistro im Erdgeschoss mit rund 80 Plätzen im Innen- sowie rund 100 Plätzen im Aussenbereich. Das 1. und 2. Obergeschoss umfasst die Büros für Gerichtspräsidentin, Richterinnen und Richter, Gerichtsschreiber sowie andere Räumlichkeiten. Im 3. Obergeschoss befinden sich nebst dem Gerichtssaal das Generalsekretariat mit Empfang, Sekretariat und Kanzlei.
Aldo Elsener führte zusammen mit Regierungsrat und Baudirektor Florian Weber sowie Stadtpräsident André Wicki den Spatenstich aus, bei dem mit dem Kommentar von Historiker von Michael van Orsouw eine Inducta-Präzisionsuhr freigelegt wurde, die früher bei Landis + Gyr, so schreibt sich der Konzern heute, hergestellt wurde.
«Wir starten einen anspruchsvollen Prozess», sagte Florian Weber und sprach die Herausforderung der Bauherrschaft mit dem denkmalgeschützten Gebäude an. Die Backsteinfassade und das täferverkleidete ehemalige Direktorenzimmer im 2. Obergeschoss bleiben erhalten. «Mit dem Athene-Haus, in dem jetzt die Fachmittelschule untergebracht ist, sind wir in guter Nachbarschaft mit einem historischen Gebäude, das man auch abreissen wollte.» Stadtpräsident André Wicki, der die Bedeutung von Landis + Gyr für Stadt und Kanton herausstrich, nahm den Nachbarsgedanken auf: «Ich schaue von hier direkt auf den Zurlaubenhof, den die Stadt erworben hat. Ich erhoffe mir die eine oder andere Synergie mit dem Theilerhaus.»
Gerichtspräsident Aldo Elsener durfte den Umbau des Theilerhauses als zukünftige Heimat des Verwaltungsgerichts verkünden. In seiner Funktion wird er aber bei der Eröffnung im Herbst 2025 nicht dabei sein. Aldo Elsener geht Ende März dieses Jahres in Pension. Das ehemalige Direktorenzimmer wird dann seine Nachfolgerin Diana Oswald beziehen. «Aber ich werde als Rentner schon zu Besuch kommen und schauen, wie der Umbau gelungen ist», erklärte Aldo Elsener.
Renato Cecchet
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