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LucianHofstetterläuft für einenguten Zweck
Das Frauenteam des EV Zug tritt ab September in der obersten Schweizer Spielklasse an. Die Zugerinnen stiegen nach ihrer Debütsaison in der SWHL B problemlos in PostFinance Women’s League auf. Und das Team von Headcoach Daniela Diaz steckt sich die Saisonziele erneut bewusst hoch.
Daniela Diaz vor einem Jahr waren die Erwartungen nach der Neugründung des Zuger Frauenteams gross, auch wenn es ein Start ins Ungewisse war. Wie fühlen Sie jetzt?
Sehr positiv. Im Gegensatz zum Start vor einem Jahr verfügen wir nun über viele Erfahrungswerte, wir konnten viele Analysen erstellen, wir sehen, was wir gut gemacht haben und was wir noch besser machen können. Das Team ist hart am Trainieren, aktuell Off Ice, also im Kraftraum oder Cardio. Wir gehen aber auch aufs Eis zum Skills Training bis im Juli.
Die EVZ Frauen haben in der ersten Saison alle Erwartungen erfüllt, ja übertroffen. Alle Meisterschaftsspiele in der SWHL B wurden zweistellig gewonnen, der erstrebte Aufstieg in die PostFinance Women’s League souverän erreicht, im Schweizer Cup standen die Zugerinnen im Final. Wie schauen Sie kurz zurück?
Es war für das ganze Team eine unglaubliche Reise. Ich habe sehr viel Teamwork erlebt von allen Beteiligten. Den Spielerinnen, dem Verein, der Organisation, den Sponsoren, nicht zu vergessen der Support des Publikums. Wir haben als Team viel gelernt und sind zusammengewachsen. Aber jetzt gilt es nach vorne zu schauen.
Sie sind mit ihrem Team jetzt da, wo Sie von Beginn weg sein wollten: In der Schweizer Elite des Frauen-Eishockeys. Wie nehmen Sie ihre Spielerinnen aktuell wahr, bevor es in der obersten Spielklasse los geht?
Sie sind bereits wieder sehr fokussiert und freuen sich auf die Herausforderung, endlich gegen die besten Schweizer Teams spielen zu dürfen. Ich finde es wichtig, dass die Stimmung im Vorfeld schon so gut ist. Aber es darf dabei nicht vergessen werden, dass wir die Leistungen von der Debütsaison zuerst bestätigen müssen. Wir dürfen nicht plötzlich bequem werden, sondern müssen in Bewegung bleiben.
Bemerkenswert ist, dass das Team zusammengeblieben ist, es ist nur eine neue Spielerin dazugekommen. Wie schwierig ist es für letztere, sich in einer so eingespielten Truppe zu integrieren?
Rahel Enzler ist eine Zugerin, hat hier ihre ersten Erfahrungen als Eishockeyspielerin gemacht. Nach ihrem Studium in den USA kehrt sie nun zurück. Sie spielt in der Schweizer Nationalmannschaft bereits mit Zug-Akteurinnen zusammen. Sie passt in unsere Dynamik hinein und ist schon voll integriert. Das spricht für sie wie für das ganze Team.
Was ist anders in der Vorbereitung im Vergleich zum letzten Jahr?
Letztes Jahr hatten wir primär eine Idee und Vorstellungen. Jetzt verfügen wir über eine Grundlage mit Erfahrungswerten. Die Off-Ice-Vorbereitung verläuft strukturierter. Jede Spielerin durchläuft ein Testing und kann so individuell an eigenen Schwächen arbeiten. Wir trainieren an einem anderen Tag auf dem Eis, können jetzt sogar zweimal aufs Eis. Die Abstimmung aller Komponenten, zum Beispiel auch die Erholung, ist besser abgestimmt als noch zu Beginn. Der Verein bietet ein professionelles Umfeld, dass zeigt sich auch in Verbesserungen von bisherigen Strukturen.
Das Niveau in der obersten Schweizer Frauenliga ist mit den ZSC Lions, dem SC Bern, Ambri Piotta, Fribourg-Gottéron, Neuchâtel, Davos und Langenthal um einiges höher als in der SWHL B. So wie ich ihr Team einschätze, wird es dadurch mehr motiviert denn eingeschüchtert.
Das ist definitiv so. Professionelles Auftreten haben wir letztes Jahr schon gezeigt. Aber wir wissen, dass sich jetzt jeder Shift entscheidend auf das Resultat auswirken kann. Uns entgegen kommt, dass wir bereits letzte Saison im Cup gegen Teams aus der obersten Spielklasse angetreten sind und alle Begegnungen, ausser der knappen Cupfinalniederlage im Penaltyschiessen gegen den SC Bern, siegreich gestalten konnten. Wir betreten also kein unbekanntes Umfeld.
Wie schwierig ist es, die erfolgsverwöhnten Spielerinnen darauf einzustellen, dass es in der neuen Spielzeit weniger oder keine zweistelligen Siege mehr geben wird, mehr Gegentore, vielleicht Niederlagen zu verdauen sind?
Das ist kein Thema bei uns. Ich spüre jeden Tag, wie ehrgeizig meine Spielerinnen sind. Sie sind heiss auf die neue Challenge. Ihnen ist bewusst, dass Fehler zu mehr Gegentoren führen. Wir arbeiten prozessorientiert, Siege oder Niederlagen werden gleichermassen nach dem Spiel analysiert. Unser Team spielt in einer neuen Liga, das ändert unsere Arbeitsweise nicht, wir bringen aber laufend Verbesserungen an.
In der Auftaktsaison waren die EVZ Frauen die erklärten Favoritinnen in der SWHL B. Wo sehen Sie sich eine Etage höher in der PostFinance Women’s League?
Wir wollen ganz vorne mitspielen und den ersten grossen Titel gewinnen. Mit diesem Kader kann es nicht das Ziel sein, vorerst nur mitzuspielen. Ich schätze die PostFinance Women's League mit unserem Aufstieg als so ausgeglichen ein, wie nie zuvor. Die meisten Teams spielen auf gleichem Niveau. Aber wir wollen auch jetzt ganz nach oben.
Wie weit ist der Schweizer Cupsieg erneut ein Thema?
Wir wollen jede Möglichkeit nutzen, in der neuen Saison einen Titel zu gewinnen. Wir haben als Team das Potential dazu, wenn alle Spielerinnen gesund bleiben.
Sie befinden sich mit dem Team im Sommertraining. Was seht bis zum Saisonanfang noch auf dem Programm?
Wir freuen uns auf das gemeinsame Trainingslager im August mit dem NL-Team der Männer in Zell am See (Oe). Am 9. August bestreiten wir in diesem Rahmen ein Testspiel gegen die österreichischen Meisterinnen der Graz Huskies. Anschliessend stehen bis zum Saisonbeginn Mitte September neben dem Training vier weitere Testspiele an gegen Davos (16. August), die Ambri-Piotta Girls (24. August), den deutschen Verein Memmingen (7. September) und Fribourg-Gottéron (8. September).
Erfolg erweckt Aufmerksamkeit. Wie wirkt sich die gute erste Saison auf die Anmeldungen für die Mädchenhockeyschule aus, die ebenfalls letztes Jahr gestartet wurde?
Wir haben total 50 Mädchen, die sich letzte Saison für die Hockeyschule angemeldet haben. Das führte dazu, dass wir auf die neue Saison hin erstmals mit einem U9-Mädchenteam am Meisterschaftsbetrieb teilnehmen können. Ein erster Schritt ist gemacht, aber wir müssen noch viel Arbeit investieren.
Wenn wir in einem Jahr wieder hier stehen, welche Bilanz möchten Sie dann ziehen?
So weit habe ich noch gar nicht gedacht, wir gehen mit dem Team Schritt für Schritt. Ich hoffe natürlich, erneut auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken zu können und einen ersten grossen Titel mit dem Team feiern zu können. Sehr glücklich wären wir, wenn uns mit den attraktiveren Gegnerinnen noch mehr Zuschauerinnen und Zuschauer anfeuern würden. Und ich wünsche mir, dass sich noch einmal 50 Mädchen mehr in der Eishockeyschule einschreiben werden.
Renato Cecchet
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