Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Der Zuger Bobpilot Timo Rohner peilt am nächsten Wochenende an der Junioren-Weltmeisterschaft in St. Moritz einen oder gar zwei Titel an. Auch für die Zukunft hat er Grosses vor.
Wie viele Male sind sie in diesem Winter schon einen Eiskanal hinuntergefahren?
Mitgezählt habe ich nicht. Wir befinden uns etwa in der Mitte der Saison, also schätze ich so gegen 90-mal.
Aktuell sind Sie mit ihrem Team in St. Moritz. Wie gut liegt Ihnen die wohl berühmteste Natureisbahn der Welt?
Ich habe auf dieser Bahn hier als Bobpilot angefangen, damals mit 15 Jahren. Seitdem bin ich jedes Jahr hier oben im Engadin gefahren, ich kenne die Bahn also sehr gut. Aber da sie jeden Winter neu aufgebaut wird, ist es trotzdem jedes Mal wieder etwas anderes. Ich habe auf dem Bobrun nach Celerina schon gefühlte 1000 Fahrten absolviert.
Am nächsten Wochenende findet die Junioren-WM in St. Moritz statt. Sie starten im Zweier und im Vierer. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Rennen?
Als wir informiert wurden, dass die Junioren-WM in St. Moritz stattfindet, war unsere Zielsetzung klar: Ein Weltmeistertitel, noch lieber gleich beide. Aber jede Medaille zählt.
Wer sind die grössten Titel-Konkurrenten?
Ganz klar die Schlitten aus Deutschland. Unsere nördlichen Nachbarn gehen mit vier Bobteams an den Start. Wir hingegen sind dieses Jahr der einzige Schweizer Vertreter.
Wie sieht ihre Teamzusammensetzung aus?
Im Gegensatz zu Schweizer Meisterschaften oder dem Weltcup ist die WM Sache des Verbands. Es werden die besten Bobfahrer des Landes zusammengestellt. Bei mir dabei ist Mathieu Hersperger von den Rohner Bulls, Dominik Hufschmid und Omar Vögele von einem anderen Team. Wir haben in dieser Woche von Montag bis Mittwoch dreimal zusammen trainiert und so die Abstimmung gefunden.
Sie werden in diesem Jahr 27 Jahre alt. Warum starten Sie noch bei den Junioren?
Im Bobsport ist man bis zum 26. Altersjahr bei den Junioren startberechtigt. Stichtag ist jeweils zu Saisonbeginn, also am 1. Oktober. Deshalb darf ich noch einmal an den Start. Diese Bestimmung stammt aus früheren Zeiten, als man erst ab 18 Jahren Bob fahren durfte. Zuerst als Anschieber und ab 20 als Pilot. Da es als Pilot eine Anpassungszeit benötigt, ist das Juniorenhöchstalter weiterhin so hoch.
Seit 2020 fahren Sie im Weltcup mit, waren schon 4er-Schweizermeister. Schaut man auf die Teamhomepage von Rohner Bulls, ist das erklärte Ziel: Weltmeister 2025 – bei der Elite.
Wir stecken die Ziele bewusst hoch. Damit wollen wir zeigen, dass wir nicht einfach so mitfahren, sondern unseren Sport ernst nehmen und alles tun, um das Ziel, den WM-Titel zu gewinnen, zu erreichen.
Der wohl beste Bobpilot im Moment, der deutsche Francesco Friedrich, wird Ihnen den Titel nicht einfach so überlassen. Wie gut fühlen Sie sich international akzeptiert?
Vor zwei Jahren habe ich noch zu diesen Bobpiloten aufgeschaut. Letztes Jahr sind wir bei der Europameisterschaft im Zweierbob Sechste geworden und sind bei der Siegerehrung mit neben dem Podest gestanden. Da haben uns die Grossen dann gratuliert. Für uns das Zeichen: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Wie schätzen Sie sich ein: Besser im Zweier- oder im Viererbob?
Als Bobpilot fährst du natürlich lieber den Vierer. Das ist echter Teamsport, der Zweier halt «nur» ein Duo. Im Vierer läuft es besser, im Zweier haben wir mehr Erfolge.
Ihr aktuelles Team besteht neben Ihnen aus den Anschiebern Mathieu Hersperger, Tim Annen, Dušan Novakovic, Sandro Schön, Laurin Züst und Julien Matthys. Nach welchen Kriterien wählen Sie ihre Hintermannschaft aus?
Die Kriterien beim Anschieben sind vorgegeben. Die Hinterleute müssen möglichst schnell und stark sein sowie ein gewisses Körpergewicht mitbringen. Ein 60-Kilo-Mann hat wenig Chancen, es in ein Bobteam zu schaffen. So ab 90 Kilogramm ist ideal. Viele Leichtathleten sind auch Anschieber im Bob, weil sie ein grosses Laufvermögen mitbringen, aber zusätzlich Kraft antrainieren müssen. Ein neues Mitglied muss auch gut zum Team passen, da der Zusammenhalt sehr wichtig ist. Dusan Novakovic hat bei den Calanda Broncos American Football gespielt, ist aber auch als Bobpilot für Serbien gestartet. Wir haben ihn von früher gekannt und er passt super zu unserem Team.
In ihrem Team fährt viel Bobgeschichte mit. Ihr Vater Marcel Rohner gewann als wichtigste Auszeichnungen Olympiasilber in Nagano 1998 und zweimal WM-Silber. Der Vater von Tim Annen, Martin Annen, gewann dreimal Olympia-Bronze und war Europameister. Die Schwester von Tim, Debora, ist auch Bobpilotin. Ist es ein Vorteil, wenn die Bobgene schon da sind oder erhöht es den Erfolgsdruck zusätzlich?
Es ist ein Riesenvorteil. Weil ich seit frühester Jugend durch meinen Vater mit dabei war, kenne ich viele Leute im Bobsport, die mir seit Beginn meiner Karriere mit viel guten Tipps zur Seite stehen. Den Druck mache ich mir nur selbst. Und alles andere kommt wie es kommt.
Sie waren mit 15 Jahren der jüngste Bobpilot in der Schweiz. Bringen Sie uns die Faszination an diesem Sport etwas näher.
Zu Beginn will man es einfach einmal ausprobieren. Dann fährt man zum ersten mal mit 130 km/h den Berg hinunter. Danach ist man süchtig nach mehr – oder lässt es sein. Ich wollte unbedingt weitermachen. Der Bobsport besteht nicht nur aus dem Hinunterfahren. Es geht um Technik, Kufen, Teambildung– das alles macht den Sport interessant.
Aktuell steht sie Junioren-WM an. Wie geht ihre Saison weiter?
Gleich nach der Junioren-WM steht eine Testwoche mit neuen Schlitten in Igls bei Innsbruck an. Dann fahren wir Europacuprennen und die Junioren-Europameisterschaften, die auch in Innsbruck stattfinden. Ende Februar Anfangs März finden im deutschen Winterberg die Weltmeisterschaften statt. Da wären wir gerne dabei, sind aktuell aber noch nicht qualifiziert.
Renato Cecchet
Zur Person
Timo Rohner ist seit 2012 Bobpilot. Der 26-Jährige hat sein eigenes Team Rohner Bulls. Die grössten Erfolge des gelernten Zimmermanns sind Junioren-Vizeweltmeister, ein 6. Rang an der Euromeisterschaft und ein 8. Rang an der Weltmeisterschaft, alle im Zweierbob. Timo Rohner hat das Bobfahren im Blut. Sein Vater Marcel Rohner war erfolgreicher Bobfahrer und auch seine Freundin Debora Annen ist international als Bobpilotin aktiv.
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