Zytturm Triathlon
Am Wochenende ist Zug wieder Mekka des Sports
Der Kanton Zug ist für Patrick Fischer immer wieder ein Heimkommen. Foto: Matt Zambonin/IIHF
Nach dem zweiten WM-Finaleinzug in Folge zeigt sich Nationaltrainer Patrick Fischer stolz auf seine Mannschaft. Im Interview spricht der Zuger über den starken Teamzusammenhalt, die Bedeutung des Erfolgs für das Schweizer Eishockey – und die besondere Verbindung zu seiner Heimat.
Herzliche Gratulation zur Silbermedaille bei der WM! Wie haben Sie den Moment nach dem Schlusspfiff und der knappen Niederlage in der Verlängerung erlebt?
Natürlich war die Enttäuschung im ersten Moment riesig. Wir waren überzeugt, dass wir das Finale gewinnen können – und wollten diesen Titel auch für Andres Ambühl holen, der so viel für das Schweizer Eishockey geleistet hat. Leider hat uns am Ende ein Tor gefehlt. Offensiv konnten wir unser Spiel nicht wie gewünscht aufziehen, und auch unser Forechecking war nicht auf dem Niveau, das wir uns vorgenommen hatten. Es tut besonders weh, weil wir das ganze Turnier über kein Spiel nach 60 Minuten verloren haben. Trotzdem sind wir stolz auf die Leistung des Teams und die Silbermedaille – auch wenn es im Moment schwerfällt, das einzuordnen.
Sie haben Ihre Leistung vom Vorjahr eindrücklich bestätigt und erneut den WM-Final erreicht. Wie bewerten Sie den Weg dorthin – und wie geht man mit der Enttäuschung um, wenn es so knapp nicht zum Titel reicht?
Wir haben als Team definitiv einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Es ist uns gelungen, die Schweiz unter den Top-Nationen zu etablieren. Der Weg in den Final war das Resultat harter Arbeit, kontinuierlicher Entwicklung und eines starken Teamgeists. Besonders erfreulich war, dass wir junge Spieler erfolgreich integrieren konnten – sie haben wertvolle Erfahrungen gesammelt und gezeigt, dass sie auf diesem Niveau mithalten können. Natürlich ist es bitter, wenn man so nah am Titel scheitert. Aber wir nehmen sehr viel Positives mit und schauen nach vorne. Diese Niederlage wird uns nur noch stärker machen, auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele sowie die Heim-WM 2026.
Die Mannschaft wirkt unter Ihrer Leitung nicht nur technisch stark, sondern auch mental extrem gefestigt. Was ist das Geheimnis hinter diesem bemerkenswerten Teamspirit?
Ein entscheidender Faktor ist, dass die Spieler sehr gerne zur Nationalmannschaft kommen – jeder freut sich auf diese Zeit. Man spürt, dass sie mit Stolz und Begeisterung das Schweizer Trikot tragen. Auch abseits des Eises unternehmen wir viel gemeinsam, was den Zusammenhalt enorm stärkt. Zudem funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Staff hervorragend – es herrscht eine sehr positive Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen. Dieses Vertrauensverhältnis und die Freude am gemeinsamen Ziel tragen viel dazu bei, dass wir auf dem Eis als echte Einheit auftreten.
Mit zwei WM-Finals in Folge ist die Erwartungshaltung in der Schweiz deutlich gestiegen. Spüren Sie dadurch eher mehr Druck oder Rückenwind?
Definitiv mehr Rückenwind. Wir spüren die positive Energie im ganzen Umfeld und wollen diesen Spirit mitnehmen. Es motiviert uns, weiter hart zu arbeiten, an den Details zu feilen und als Team gemeinsam zu wachsen. Die gesteigerte Erwartungshaltung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unser Ziel ist klar: Wir wollen an der Heim-WM den nächsten Schritt machen und erneut unsere beste Leistung abrufen.
Wie positioniert sich das Schweizer Eishockey aktuell im internationalen Vergleich, und wo sehen Sie noch ungenutztes Potenzial?
Das Schweizer Eishockey hat mittlerweile einen sehr guten internationalen Standard erreicht. In den Clubs wird ausgezeichnet gearbeitet, was sich auch in der Breite und Qualität der Spieler zeigt. Trotzdem gibt es noch ungenutztes Potenzial – etwa darin, junge Schweizer Spieler noch gezielter zu fördern und ihnen vermehrt Verantwortung in Schlüsselrollen wie den Special Teams zu geben. Auch im Bereich der Trainerausbildung können wir weiter investieren. Mehr topqualifizierte Trainer in den Clubs würden die Entwicklung zusätzlich beschleunigen und auf ein noch höheres Niveau heben.
Trotz aller öffentlichen Aufmerksamkeit und Kritik: Was reizt Sie persönlich am Job des Nationaltrainers am meisten?
Für mich ist es eine einmalige Chance, meinem Lieblingsland in meinem Lieblingssport etwas zurückzugeben. Es motiviert mich enorm, gemeinsam mit einem Team den Spirit zu leben und auf ein grosses Ziel hinzuarbeiten. Diese Kombination aus sportlicher Herausforderung und emotionaler Verbundenheit ist für mich etwas ganz Besonderes.
Sie sind gebürtiger Zuger und coachen die Schweizer Nationalmannschaft auf höchstem Niveau. Was bedeutet Ihnen diese Verbindung zu Zug persönlich?
Ich bin in Zug aufgewachsen, habe dort gespielt und beim EVZ meine Liebe zum Eishockey entdeckt. Diese Verbindung ist tief verwurzelt und begleitet mich bis heute.
EV Zug war nicht nur der Startpunkt Ihrer Spielerkarriere, sondern ist Ihnen auch als Club besonders verbunden. Wie erleben Sie heute die Entwicklung des EVZ – und was macht den Club für Sie so speziell?
Der EV Zug hat sich in den letzten Jahren unglaublich konstant und professionell entwickelt. Der Club geht seinen eigenen Weg, trifft Entscheidungen mit Weitblick – ohne sich von kurzfristigen Emotionen leiten zu lassen. Mit Projekten wie dem OYM ist Zug zu einem echten Trendsetter geworden. Diese Kombination aus Ruhe, Nachhaltigkeit und Innovationskraft macht den Club für mich besonders.
Wie wichtig sind Ihnen Ihre Wurzeln im Kanton Zug – pflegen Sie weiterhin regelmässigen Kontakt zur Region?
Meine Eltern und meine Schwester leben in Zug, und ich habe dort viele Freunde. Ich bin regelmässig in der Region und geniesse es, immer wieder heimzukommen. Zug bleibt ein zentraler Teil meines Lebens.
Michael Schwegler
Lade Fotos..