Veloverkehr
Kanton setzt auf gezielte Sicherheits- Massnahmen
Ein Podiumsgespräch mit Vertretern aus Politik, Architektur und Immobilienentwicklung vertiefte die vorgestellten Konzepte.
Unsere Städte wachsen, doch Bauland ist begrenzt. Verdichtung ist unvermeidlich – aber wie gelingt sie so, dass lebenswerte Quartiere entstehen? Oft stösst Verdichtung jedoch auf Widerstand. Der Schlüssel liegt in einer sorgfältigen Planung, die Qualität, Vielfalt und das Mitspracherecht der Bevölkerung berücksichtigt.
Wie aber gelingt Verdichtung mit Qualität? Genau dieser Frage ging eine öffentliche Veranstaltung nach. Unter dem Titel «Verdichtung und Baukultur – Innenentwicklung mit Qualität» hatte der Zuger Heimatschutz am 13. März in den Burgbachsaal in Zug eingeladen. Der Zuger Heimatschutz setzt sich für einen differenzierten und respektvollen Umgang mit der historischen und zeitgenössischen Baukultur ein und fördert den konstruktiven Dialog darüber. Das Interesse an der Thematik war gross und so folgten über hundert Besucherinnen und Besucher der Einladung. Sie diskutiert mit über die Herausforderungen und Chancen der Verdichtung.
Begriffe wie Innenentwicklung und Verdichtung lösen häufig Skepsis aus. Doch an diesem Abend wurde deutlich, dass eine qualitativ hochwertige Verdichtung nicht nur notwendig, sondern auch eine Chance für lebenswerte, nachhaltige Quartiere ist. Der Gastreferent Beat Suter, erfahrener Raumplaner beim Planungsbüro Metron, präsentierte anhand zahlreicher Beispiele, wie Verdichtung mit Bedacht und Respekt vor der bestehenden Baukultur gelingen kann. Ein zentraler Punkt seiner Ausführungen: Das Raumplanungsgesetz erlaubt keine weitere Überbauung von Kulturland, weshalb künftige Bauprojekte innerhalb der bestehenden Bauzonen stattfinden müssen. Um das Wachstum zu ermöglichen, könne die Einwohnerdichte von 20 bis 60 auf bis zu 150 Personen pro Hektar erhöht werden – vorausgesetzt, Frei- und Strassenräume mit Bäumen und Gärten werden sorgfältig gestaltet. Suter betonte zudem die Bedeutung der Partizipation: Bestehende Quartierbewohner sollten frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden werden. «Welche Qualitäten sollen erhalten bleiben? Welche Defizite sollten behoben werden?» – diese Fragen sollten gemeinsam mit der Bevölkerung erörtert werden. Ebenso sei es wichtig, dass Behörden bei Verdichtungsprojekten das Prinzip der Ausgewogenheit wahren: Geben und Nehmen müssen fair austariert werden. Dabei könne die «Erklärung von Davos 2018» als wegweisendes Konzept für eine baukulturell hochwertige Entwicklung dienen.
Im anschliessenden Podiumsgespräch wurden die vorgestellten Konzepte mit Vertretern aus Politik, Architektur und Immobilienentwicklung weiter vertieft. Fridolin Bossard, Gemeindepräsident von Unterägeri, berichtete von positiven Erfahrungen durch den frühzeitigen Einbezug der Bevölkerung. Thomas Baggenstos, Architekt aus Cham, kritisierte hingegen, dass viele Gemeinden Defizite in der Qualitätssicherung aufweisen. Er bemängelte, dass Baukommissionen oft nach parteipolitischen Kriterien besetzt werden, statt auf Fachkompetenz zu setzen. Peter Wicki, Immobilienentwickler aus Zug, zeigte sich besorgt über lange Planungsphasen und langwierige Entscheidungsprozesse in den Behörden. Gabriela Barman-Krämer, Stadtarchitektin, plädierte für mehr Konsistenz in der Planung bei Bauherrschaften und Fachleuten, um die Qualität der Baukultur zu sichern.
Nach der Podiumsdiskussion nutzten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Perspektiven in persönlichen Gesprächen zu teilen. Beim abschliessenden Apéro wurde weiter über Baukultur und nachhaltige Verdichtung diskutiert. Die Veranstaltung machte eines deutlich: Das Thema Baukultur bewegt die Menschen. Eine differenzierte und grundsätzliche Auseinandersetzung mit Verdichtungsprozessen ist essenziell, um künftige Bauvorhaben erfolgreich und im Einklang mit der bestehenden Umgebung zu gestalten. Der rege Austausch zeigt, dass ein konstruktiver Dialog über Baukultur nicht nur möglich, sondern dringend notwendig ist.
Uwe Guntern
Lade Fotos..