Zytturm Triathlon
Am Wochenende ist Zug wieder Mekka des Sports
Bastian Inglin steht aktuell in "Hard Land2 von Benedict Wells auf der Bühne.
Der Zuger Bastian Inglin hat seine noch junge Schauspielerkarriere vor sechs Jahre in Deutschland begonnen. Im vergangenen Sommer kehrte er in die Heimat zurück, und zwar als festes Ensemblemitglied an das Luzerner Theater. Nun erhält Bastian Inglin den «Aufmunterungspreis 2025» der Armin-Ziegler-Stiftung.
Was bedeutet Ihnen der
Aufmunterungspreis persönlich?
Seit ich meine Stelle als Schauspieler am Luzerner Theater angetreten habe, habe ich viel Herz und Leidenschaft in meine Rollen gesteckt. Dass das von der Jury des Aufmunterungspreises gesehen wird, freut mich natürlich sehr.
Sie sind in Zug geboren – welchen Einfluss hatte Ihre Heimatstadt auf Ihre künstlerische
Entwicklung?
Zug ist ja nicht gerade bekannt als kultureller Hotspot. Aber die wenigen Angebote, die es gab, habe ich während meiner Kindheit und Jugend geradezu aufgesaugt. 2005 spielte ich mit acht Jahren in meinem ersten Theaterstück im Kinder- und Jugendtheater Zug mit. Es folgten etliche Produktionen in zehn Jahren, bis ich 18 Jahre alt war. Diese Zeit war ungemein prägend für mich und meine künstlerische Laufbahn. Ohne das Kinder- und Jugendtheater wäre ich wohl kein Schauspieler geworden. Aber auch die Musik-Szene in Zug war für mich sehr wichtig. Hierbei kam mir gerade die Übersichtlichkeit der Szene besonders vor. In relativ kurzer Zeit kannte man beinahe alle Kulturschaffenden in Zug. Dies sorgte zum einen für einen speziellen Zusammenhalt und zum anderen für eine gewisse Freiheit, mit der man sich ohne grosse Konkurrenzgedanken ausprobieren konnte.
Gibt es kulturelle oder persönliche Erinnerungen aus Zug, die Sie besonders geprägt haben?
Hier möchte ich gerne nochmals das Kinder- und Jugendtheater hervorheben. Während meiner Zeit dort wurden mir Werte mitgegeben, die auch heute noch meine Arbeit als Schauspieler prägen. Im Kinder- und Jugendtheater durfte beispielsweise jede beziehungsweise jeder einmal eine grosse Rolle spielen, einem Konkurrenzdenken wurde somit entgegengewirkt, das Wichtigste war stets das Miteinander. Theater ist eine Kunstform, die nur im Kollektiv, im gemeinsamen Austausch entstehen kann. An einer Theateraufführung arbeiten viele Menschen vor und hinter der Bühne mit. Dieses Bewusstsein wurde mir da bereits mitgegeben und begleitet mich seither. Die Anzahl der Menschen und die Grösse der Bühne haben sich verändert, nicht aber der Gedanke des gemeinsamen Schaffens.
Bereits vor dem Studium
gründeten Sie in der Schweiz mit Freunden die Improvisationstheatergruppe «ab und zufällig». Wie kam es dazu?
Das Ganze entstand durch die Maturaarbeit meiner Schwester, Melia Inglin. Sie hat es gewagt, als Maturaarbeit ein Improvisationstheater aufzuführen, und ich durfte dort mitspielen. Dieser Abend war ein grosser Erfolg und Basil Koller, einem Mitspieler, und mir hat dies immensen Spass bereitet. So wollten wir das weiter betreiben, suchten uns noch ein paar Leute, die darauf auch Lust hatten und gründeten «ab und zufällig». Der Kick des Scheiterns auf der Bühne, Fehler als Möglichkeiten zu sehen und sich in Schlagfertigkeit zu üben, trieben uns an.
Sie waren auch Schlagzeuger in mehreren Bands. Welche Rolle spielt die Musik heute noch in Ihrem Leben?
Die Musik ist immer noch ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben. Oft mache ich ja auch Musik in Theaterproduktionen, was mir immer grosse Freude bereitet, und so ist Musik auch ein nicht unwichtiger Teil meines Berufes. Aber ich träume auch davon, wieder mehr Musik neben meinem Beruf zu machen. Dafür fehlt leider momentan oft die Zeit. Aber vielleicht schaffe ich es bald eine neue Band zu gründen, das steht definitiv noch auf meiner Bucketlist. Im Winter hatte ich einen Versuch gestartet, eine Punk-Band zu gründen, der Versuch ist leider gescheitert. Zurzeit muss ich mich mit meinem Gesang und meiner Gitarre in meinem Zimmer zufriedengeben.
In der Hauptrolle von «Hard
Land» haben Sie in Luzern viele Zuschauerinnen und Zuschauer tief bewegt. Was war für Sie die grösste Herausforderung an
dieser Rolle?
Als Jugendlicher spürt man Emotionen wie durch ein Brennglas und ohne Filter. Benedict Wells schafft es in seinem Roman dies auch wunderschön zu beschreiben. Und so war die grösste Herausforderung bei der Rolle von «Sam» die Emotionalität. Zum einen die Direktheit der Gefühle, zum anderen aber vor allem auch die schnellen Wechsel von grösster Freude zu tiefster Trauer.Zudem dauert der Abend 2 Stunden und 30 Minuten und ich bin die ganze Zeit auf der Bühne. Das ist schon mit enormer Anstrengung, Konzentration und Spannung verbunden. Also auf jeden Fall eine Herausforderung.
Was schätzen Sie besonders am Ensemble des Luzerner Theaters und an der Zusammenarbeit dort?
Ich nehme das Ensemble des Luzerner Theaters als sehr ambitioniert und fleissig wahr. Viele der Ensemblemitgliederinnen und Ensemblemitglieder inspirieren mich mit ihren Arbeitsweisen und mit ihren Gedanken. Meine Kolleginnen und Kollegen wollen was von der Kunst und dem Theater, und so gehen wir alle stets mit Herz und Lust an die Arbeit - der beste Antrieb fürs Theatermachen. Ich bin sehr froh, Teil vom Ensemble des Luzerner Theaters zu sein.
Sie verbinden auf der Bühne Schauspiel, Sprache, Musik und Bewegung auf beeindruckende Weise – wie gelingt Ihnen diese Balance?
Das ist eine sehr weitgreifende Frage und schwer für mich befriedigend zu beantworten. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar dafür, dass ich in einer musikalischen Familie aufgewachsen bin. Musik war bei uns zu Hause, seit ich denken kann, allgegenwärtig. Die Musik hat mich also ohnehin schon immer begleitet, die Schauspielerei kam dann später dazu. Im Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock habe ich sehr viel gelernt. Körper und Sprache zusammenzubringen und miteinander leben zu lassen, ist da eine der Grundaufgaben, wenn nicht die Grundaufgabe überhaupt. Im Studium habe ich für mich entdeckt, dass ich durch meine Prägung einen eher musikalischen Zugriff aufs Schauspiel habe und dies war für mich sowas wie ein Aha-Moment. Was das genau bedeutet, ist ein weites Feld. Darüber habe ich dann auch zum Ende meines Studiums meine Diplomarbeit geschrieben. Der Titel der Arbeit war: «Die Suche nach rhythmischem und musikalischem Zugriff auf die schauspielerische Arbeit oder eine Annäherung an Interdisziplinarität».
Worauf freuen Sie sich in Ihrer weiteren Laufbahn besonders – gibt es ein Traumprojekt oder eine Wunschrolle?
Ich freue mich vor allem darauf, weitere inspirierende Menschen mit ihren Gedanken und ihren Ideen kennenzulernen, und so ist meine Wunschrolle auch eine, die ich noch nicht kenne, und mein Traumprojekt ist eines, von dem ich noch nie gehört habe!
Uwe Guntern
Lade Fotos..