Auszeichnung
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Davide Corrodi und Maja Kucharczyk harmonieren auf der Tanzfläche und im Privatleben. Foto: Reini Egli
Maja Kucharczyk und Davide Corrodi vom Tanzsportclub Zug sind national und international erfolgreich. Im Interview erzählen uns die beiden, warum sie auch privat harmonieren, wie aufwändig Tanzsport ist und warum der WM-Titel nicht nur ein Traum bleibt.
Was fasziniert Sie am Tanzsport?
Maja Kucharczyk: Für mich ist es eine wunderschöne Verbindung von Sport und Leistung. Tanzen ist Kunst in Symbiose mit Musik und Körperkreation. Ich muss sehr fit sein und viel Tanztechnik beherrschen.
Davide Corrodi: Mir gefällt, dass wir zu zweit im Team etwas kreieren können, was ich allein nicht machen könnte. Ich muss meiner Partnerin immer vertrauen können, weil wir vieles, was wir tanzen, nur als Duo schaffen.
Warum haben Sie sich für diese Sportart entschieden?
Maja Kucharczyk: Das Tanzen wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Eltern haben sich beim Tanzen kennengelernt. Ich habe mit 5 Jahren damit angefangen, zusammen mit meinem Bruder. Mir hat der Tanzsport schon immer gefallen, deshalb habe ich weitergemacht.
Davide Corrodi: Meine Vorgeschichte ist ähnlich. Meine Mutter Jasmin Corrodi ist Tanzsport-Trainerin in Hausen am Albis. Ich habe früher auch Fussball gespielt, damals aber mit zwei Kollegen auch schon einen Tanzkurs besucht. Zuerst Hip-Hop und später habe ich zum 10-Tanz gewechselt, weil es mir am besten gefallen hat.
Erklären Sie einem Laien wie mir, was sich hinter den Begriffen Standard, Latein und 10-Tanz verbergen?
Davide Corrodi: Wir unterscheiden drei Kategorien. Die Standardtänze – Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstep – verkörpern Eleganz und Harmonie. Hier gleiten die Paare in perfekter Haltung über das Parkett, stets in Körperkontakt. Der Herr trägt dabei einen stilvollen Frack, die Dame ein atemberaubendes, bodenlanges Kleid. Die Lateintänze hingegen – Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive – sprühen vor Energie und Leidenschaft. Hier kommt die Persönlichkeit jedes Paares besonders zur Geltung und die ausdrucksstarken Bewegungen erzählen Geschichten von Liebe, Temperament und Lebensfreude. Wenn beide Welten aufeinandertreffen, sprechen wir von der Königsdisziplin: dem 10-Tanz.
Wie haben Sie beide sich gefunden?
Maja Kucharczyk: Als ich 15 Jahre alt war, habe ich in meinem Heimatland Polen mit meinem damaligen Tanzpartner aufgehört. Da ich in Polen nicht fündig wurde, habe ich international nach einem neuen Partner gesucht. Ein möglicher Kandidat kam aus Boston (USA), der andere war Davide. Ich bin dann gleich in der Schweiz geblieben.
Davide Corrodi: Auch ich war damals international auf der Suche nach einer neuen Tanzpartnerin. Zwischen mir und Maja hat alles sofort gepasst. Nicht nur auf der Tanzfläche.
Sie beide sind auch privat ein Paar. Sie verbringen viel Zeit an den Wettkämpfen, im Training auf Reisen und auch beim Studium. Welche charakterlichen Stärken sind nötig, dass man primär das gemeinsame Ziel im Auge behält?
Davide Corrodi: Als Individuen müssen wir sehr zielgerichtet sein. Wir zeigen zum Glück beide dieses Eigeninteresse und sind Einzelkämpfer, die sehr gut im Team arbeiten. Es benötigt absolute Ehrlichkeit untereinander, damit wir uns optimal gegenseitig unterstützen können. Wir gewinnen nicht immer, sondern erleben auch viele Niederlagen. Auch in solchen Augenblicken sind wir füreinander da.
In der Schweiz sind Sie in ihrem Sport die Nummer 1 und haben bereits sieben nationale Meistertitel gewonnen. Sie waren auch schon die Weltnummer 1. Der WM-Titel fehlt Ihnen aber noch.
Davide Corrodi: Der 10-Tanz-Weltmeistertitel ist unser grosses Ziel. Die Weltnummer 1 zu sein hat uns gezeigt, dass wir auf gutem Weg dazu sind. Am World Cup 2024, an dem aus jedem Land jeweils nur das beste Paar am Start ist, haben wir erstmals den Final erreicht und sind Vierte geworden.
Maja Kucharczyk: Die Weltmeisterschaft hat in unserem Sport den höchsten Stellenwert, vor dem World Cup und dem European Cup.
Sie trainieren an sechs Tagen, studieren beide an der Hochschule St. Gallen, sie tanzen Turniere, viele im Ausland. Das klingt nicht nach viel Freizeit – und sehr viel Organisation.
Maja Kucharczyk: Organisation und Planung mache ich gerne und es ist enorm wichtig, gut zu planen. Da ich die meisten unserer Aktivitäten geniesse, habe ich oft gar nicht das Bedürfnis nach zusätzlicher Freizeit. Dennoch gibt es immer wieder Momente, gerade auf Reisen, in denen wir kleinere Auszeiten geniessen.
Davide Corrodi: Gutes Zeitmanagement ist für uns ein Muss. Wir trainieren täglich je 5 Stunden, dann benötigt es Zeit für das Studium und schlussendlich noch die Regeneration. Wir ziehen unsere Energie vor allem aus den Erfolgen im Tanzsport. An vier Tagen pro Woche trainieren wir die Tanztechnik, an zwei Tagen die Ausdauer. An dem einen freien Tag gönnen wir uns Ruhe. Tanzsport ist ein Optimumsport. Wir müssen körperlich fit sein, damit wir die beste Leistung jederzeit abrufen können.
Gecoacht werden Sie von Jasmin Corrodi, Gründerin und Präsidentin des Tanzsportclub Zug und Mutter von Davide. Wie funktioniert die familiäre Zusammenarbeit?
Davide Corrodi: Sehr gut. Wir können uns gegenseitig aufeinander verlassen. Wenn du Spitzensport betreibst, muss das Vertrauen zu den Personen im Team gross sein. In der Koordination werden wir von Spezialisten in Deutschland und Italien trainiert, alles frühere Weltmeisterinnen und Weltmeister. In den Standardtänzen werden wir in Warschau und Catania (Sizilien) trainiert. Wir haben in unserem Team unter anderen Krafttrainer, Physio, Gönner und erhalten Unterstützung bei der Ernährung. Unser Team ist unverzichtbar – ohne ihre Unterstützung wären wir nicht so weit gekommen und könnten die Spitze nicht erreichen.
Maja Kucharczyk: Für mich stimmt auch alles, so wie es ist. Jasmin ist für mich eine sehr wichtige Vertrauensperson und wir haben privat und beruflich ein sehr gutes Verhältnis.
Sie haben beide die Sport-Rekrutenschule absolviert. Wie profitieren Sie von diesem Engagement?
Maja Kucharczyk: Da ich noch nicht Schweizerin bin, durfte ich die RS nicht als Rekrutin absolvieren. Aber ich erhielt die Erlaubnis, im sportlichen Teil mit Davide zusammen trainieren zu können.
Davide Corrodi: Ich empfand es als sehr gute Chance. Wir konnten uns voll aufs Tanzen konzentrieren, physisch und psychisch. In Magglingen wurden wir auch von Mental-, Krafttrainer und Physiotherapeuten betreut. Die direkte Auswirkung war, dass Maja und ich nach Absolvierung der RS erstmals einen WM-Halbfinal erreichten. Ich absolviere jetzt auch die Spitzensport-WK’s.
Beim Sporttanz müssen Sie fit sein, technisch immer auf dem höchsten Level tanzen können – und sie müssen perfekt gestylt sein mit Kleidern, Make-Up, Frisuren. Und sie müssen immer lächeln. Warum fällt Ihnen das alles nicht schwer?
Davide Corrodi: Ich habe das Glück, das machen zu können, was ich liebe. Und mit Maja das Glück, die richtige Partnerin gefunden zu haben. Klar opfern wir viel, um erfolgreich zu sein. Aber das Leben ist meiner Meinung nach ein Geschenk und es ist unser Privileg und unsere Pflicht etwas zurückzugeben, indem wir mehr aus uns machen. Es ist für uns beide lässig, als Team erfolgreich zu sein.
Maja Kucharczyk: Wir sind immer zusammen – und wir haben meistens Spass. Es passiert selten, dass ich keine Lust habe, zum Training zu gehen. Und dann übernimmt halt die Disziplin.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Maja Kucharczyk: Wir wollen das Weltmeisterschaft-Finale erreichen und beim nächsten World Cup im 10-Tanz einen Podestplatz. National haben wir bereits alles gewonnen, aber unser Ziel ist es, weitere Schweizermeistertitel in allen drei Disziplinen zu gewinnen.
Renato Cecchet
Persönliches
Maja Kucharczyk und Davide Corrodi sind Mitglied des Tanzsportclub Zug und wohnen in Hausen am Albis.
Maja Kucharczyk ist 23 Jahre alt und ist in Warschau (PL) geboren. Sie studiert an der HSG in St. Gallen Betriebswirtschaft mit einer Vertiefung im strategischen Management. Sie designt ihre eigenen Tanzkleider und singt gerne. Ihr Wunsch: «In der Zukunft würde ich gerne einige Tiere haben.»
Davide Corrodi ist 25 Jahre alt und kommt aus Hausen am Albis. Er studiert an der HSG St. Gallen Betriebswirtschaft und schliesst gerade seine Bachelorarbeit ab. Er mag es privat auch ein wenig wilder: Tandem-Fallschirmschirmsprünge und Bungee-Jumping.
Gönnerverein:www.dmgv.ch
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