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setzt gegen
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School kids running in elementary school hallway (oder auf Deutsch: Schulkinder laufen im Flur einer Grundschule).
Wenig verwunderlich: Deutsch als Hauptsprache wird in Zug immer seltener gesprochen, Englisch dafür immer mehr. Das zeigen jüngste Erhebungen. Ein Germanist ordnet ein und beruhigt: Unsere Landessprache befindet sich nicht im Zerfall, das Deutsch ist im lebendigen Austausch mit Englisch.
Seit 2017 wird in der kleinen Broschüre «Der Kanton Zug in Zahlen» aufgeführt, welche Sprache im Kanton Zug am meisten gesprochen wird. In der kürzlich erschienen Ausgabe ist das immer noch: Deutsch. 78,2 Prozent nennen Deutsch als Hauptsprache. Für eine Zeit lang wird das wohl noch so bleiben. Die Frage lautet aber: Wie lange noch? Seit der ersten Befragung von 2017 nimmt der Anteil von Deutsch als Hauptsprache ständig ab. 2017 lag er noch bei 82,6 Prozent. Die jährlichen Veränderungen sind gering, aber im Laufe der Zeit entstehen merkbare Veränderungen. Als der Autor dieser Zeilen jüngst eine Strassenumfrage in Zug machte, waren vor allem die Auswertung der Gesprächspartner interessant: Etwa ein Viertel sprach Englisch und verstand die Fragen auf Deutsch nicht.
Die Universalsprache Englisch hat alleine in den Jahren 2017 bis 2025 einen bemerkenswerten Sprung gemacht. Vor acht Jahren gaben 10,1 Prozent der Befragten an, Englisch als Hauptsprache zu benutzen. Im neuen Zahlenbuch sind es: 14,3 Prozent. Oder anders ausgedrückt: 2017 sprach jeder zehnte Zuger hauptsächlich Englisch, heute ist es jeder Siebte. Wenn sich der Sprachenmix in der Bevölkerung so deutlich verändert, was löst das aus bei den Menschen? Adrian Leemann ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Germanistik an der Uni Bern. Er weiss: «Die zunehmende Bedeutung des Englischen – vor allem in Wirtschaft, Wissenschaft und digitalen Medien – kann soziale Unterschiede mitprägen.» Es kann zu einer Separierung kommen: Wer Englisch beherrscht, steigt auf. Wer radebricht, bleibt stecken, «Sehr gute Englischkenntnisse», diese Anforderung steht heute eigentlich in fast allen Jobanzeigen.
Die vielen international ausgerichteten Firmen in Zug stellen häufig englischsprachige Expats ein, also «Berufsnomaden», die alle paar Jahre weiterziehen. Ein Sonderfall ist Zug damit nicht. «Insgesamt nimmt der Anteil von Nicht-Landessprachen (darunter Englisch) seit Jahren zu», so Professor Leemann, «vor allem in Städten und international geprägten Regionen mit hoher Zuwanderung.» Zug als global vernetzter Kanton sei davon besonders betroffen. In ländlicheren Gebieten oder in Kantonen mit weniger internationaler Ausrichtung bleibt Deutsch dagegen weitgehend stabil. Leemann: «Man kann also sagen: Der Trend ist typisch – in Zug einfach etwas deutlicher ausgeprägt als anderswo.»
Nicht nur ist die Landessprache im Rückzug, sie wird auch immer mehr «infiltriert» von englischen Wörtern. Die Grammatik selbst, so Leeman, sei davon weniger betroffen. Aber wer im Alltag gut zuhört, vernimmt Wörter, die vor 20 Jahren noch nicht in den Sprachalltag eingedrungen ist: «Meeting», «Tool» oder «Deadline». Und Jugendliche, ja, die reden zum Teil ganz komisch. «Denglich», trifft diese Erscheinung am besten: «Das ist gechattet worden». Für den Direktor des Instituts für Germanistik aber kein Alarmzeichen: «Das ist jedoch kein Zeichen für Sprachverfall, sondern Ausdruck sprachlicher Anpassung an eine globalisierte Umwelt. Interessant ist, dass viele dieser Lehnwörter im Schweizer Alltag eigenständig weiterentwickelt oder in Dialekte eingebaut werden. Das Deutsche bleibt also stabil, aber offen für kreative Einflüsse.»
Beni Frenkel
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