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Im Sandkasten sollen Kinder spielen, nicht Zigarettenstummel liegen.
Wer über einen Spielplatz geht, erwartet fröhliches Kinderlachen, quietschende Schaukeln, das helle Klirren eines Eimers im Sand. Doch zwischen Kletterturm und Rutschbahn liegen sie oft: achtlos weggeworfene Zigarettenstummel. In der Schweiz ist das kein Randphänomen. Eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation (NGO) stop2drop zeigt, dass fast die Hälfte aller Nikotinkonsumierenden (44 Prozent) schon einmal auf einem Kinderspielplatz geraucht hat. Auf 170 analysierten Spielplätzen sammelte die Organisation mehr als 15’000 Zigarettenstummel.
Die Zahlen stehen für ein Problem, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt – und doch gravierende Folgen hat. Passivrauch schadet auch draussen: Schon kleinste Mengen belasten Atemwege und Lunge, besonders bei Kindern. Sie reagieren empfindlicher auf die giftigen Stoffe, die beim Glimmen einer Zigarette entstehen. Und wer Erwachsene auf dem Spielplatz rauchen sieht, lernt unbewusst dazu – mit der Folge, dass Kinder später häufiger selbst zur Zigarette greifen. Auch die Umwelt bleibt nicht verschont. Die kleinen, oft noch glimmenden Reste enthalten Nikotin, Arsen, Schwermetalle und Mikroplastik. Ein einziger Stummel kann mehrere Liter Wasser verunreinigen. Wenn diese im Freien weggeworfen werden, können Regenwasser Chemikalien auswaschen und in Flüssen, Seen oder in den Boden/Grundwasser gelangen.
Auf Spielplätzen, wo Kinder barfuss spielen oder Erde in den Mund nehmen, wird daraus schnell ein reales Gesundheitsrisiko. Laut einer Sotomo-Umfrage im Auftrag von stop2drop sprechen sich 67 Prozent der Bevölkerung grundsätzlich für rauchfreie Kinderspielplätze aus. Bei Nichtrauchenden liegt die Zustimmung bei 87 Prozent. Mehr als die Hälfte der Befragten befürwortet sogar ein offizielles Rauchverbot auf Spielplätzen. Und rund 60 Prozent würden eine rauchende Person darauf ansprechen – ein Hinweis auf ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit Nikotinprodukten. Die NGO reagiert darauf mit der Initiative «Generation Rauchfrei», die im Mai 2026 schweizweit startet. Ziel ist nicht die moralische Keule, sondern Bewusstseinsbildung: Freundlich formulierte Hinweisschilder sollen zum Nachdenken anregen, statt zu belehren. «Positive Signale statt Verbote» lautet das Konzept. Gemeinden und Privatpersonen können mitmachen, indem sie Spielplätze als rauch- und nikotinfrei kennzeichnen oder lokale Aktionen unterstützen. Auch Clea Winter von der Fachstelle Littering des Kantons Zug kennt die Problematik – und die Grenzen. «Zigarettenlittering beschäftigt viele Gemeinden», sagt sie. «Doch weil es an Kapazitäten und Ressourcen fehlt, ein Verbot zu kontrollieren, setzen die meisten auf Sensibili-sierung.» Statt Strafen gibt es im
Kanton Zug Kreativität: Riesen-Zigarettenstummel, Stummel Badewannen oder Aschenbecher Aktionen sollen auf das Problem aufmerksam machen. Die kantonale Kampagne laufe erfolgreich, betont Winter. «Und im nationalen Vergleich steht der kanton Zug erfreulich gut da.» Neue Formen des Abfalls, etwa Snus-Säckli und Einweg-Vapes, verschärfen die Situation zusätzlich. Auch sie landen zunehmend auf Spielplätzen – mit ähnlichen Umweltgefahren.
Dass Rauchen auf Spielplätzen vielerorts noch geduldet wird, hat praktische Gründe: Gemeinden scheuen zwar den Kontrollaufwand nicht, können aber keine Bussen sprechen. Dies macht die Polizei, denn im Kanton Zug herrscht seit 2013 ein Littering Gesetz. Doch die Schwierigkeit ist, jemanden inflagrantie und nachweislich zu erwischen. Dennoch entsteht in der Bevölkerung ein neues Bewusstsein. Die klare Mehrheit für rauchfreie Spielplätze zeigt, dass Rücksichtnahme zur gesellschaftlichen Norm wird – nicht zur Vorschrift. Die Vision von stop2drop und der Gesundheitsdirektion Zug ist dieselbe: Kinder sollen dort spielen können, wo die Luft sauber ist. Ein Spielplatz, auf dem kein Rauch hängt, kein Stummel im Sand liegt und kein Kind husten muss, ist kein Idealbild mehr – sondern eine Frage des Willens.
Michael Schwegler
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