Zytturm Triathlon
Am Wochenende ist Zug wieder Mekka des Sports
Theologe Arnold Landtwing
Der Theologe Arnold Landtwing spricht über Pfingsten und die Hintergründe zum Fest. Zudem ist seine Hoffnungen in den neuen Papst und dieVerankerung der Kirchen in Zug Thema.
Nächsten Sonntag steht Pfingsten vor der Tür. Viele freuen sich darauf; aber vor allem auf die freien Tage. Worauf freuen Sie sich auf Pfingsten?
An Pfingsten freue ich mich drauf, dass wir jedes Jahr das Kommen des Heiligen Geistes feiern – und damit die Geburtsstunde der christlichen Kirche.
Warum feiern wir eigentlich Pfingsten?
Die Bibel erzählt, wie die Jünger sich ängstlich und ohne Perspektive in einem Haus eingeschlossen hatten. Den Tod Jesu am Kreuz hatten sie realisiert, seine Auferstehung an Ostern noch nicht verstanden und nach seiner Rückkehr in den Himmel blieben sie ratlos zurück. Am jüdischen 50-Tage-Fest hat der Heilige Geist plötzlich mächtig für Wirbel gesorgt und die Jünger erleuchtet. Die Folge war, dass die Jünger mutig hinausgingen und im wahrsten Sinn des Wortes begeistert die Botschaft von Jesus verbreiteten: «Gott liebt uns bedingungslos. Und Jesus, sein Sohn, hat mit seinem Tod und der Auferstehung dafür gesorgt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.» Diese Botschaft haben die Jünger so überzeugend weitergegeben, dass die Bewegung Fahrt aufnahm und sich immer mehr Gemeinschaften von Christusgläubigen zusammenschlossen.
Sind Sie manchmal erschrocken, wie wenig dieses Hintergrundwissen in der Gesellschaft vorhanden ist?
Nicht wirklich, denn Pfingsten ist in der Tat ein schwieriges Fest. Wie soll ich mir etwas wie den Heiligen Geist vorstellen, der nicht greifbar ist und von dem erzählt wird, dass er Begeisterung auslöst, als göttliche Kraft für überraschende Veränderungen sorgt? Wer es nicht selbst erlebt hat, dessen Vorstellungsvermögen übersteigt es und es bleibt nur noch der Glaube daran, dass das wirklich möglich ist. Im 4. Jahrhundert haben sich Bischöfe an Konzilien in Nizäa und Konstantinopel heftig gestritten, wie das genau ist mit dem Heiligen Geist: Ist er wie eine dritte göttliche Person (Die Dreifaltigkeit: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist)? Oder geht er als göttliche Kraft von Gott Vater aus und wirkt durch Jesus? Wenn sich schon Bischöfe deshalb in die Haare geraten sind, wie soll das ein normaler Christ verstehen?
Welche Botschaft geben Sie am liebsten an Pfingsten weiter?
«Seid eine mutige Kirche, verlasst die Komfortzone und seid unbequem! Lasst euch in Bewegung versetzen und macht vorwärts. Der Heilige Geist gibt euch die Kraft dazu – und dann werdet ihr mit der Frohen Botschaft überzeugen.» Und mit der Kraft des Heiligen Geistes sind wir bestens ausgerüstet, der Prophet Jesaja hat schon siebenhundert Jahre vor Christi Geburt davon gesprochen: Es sind die Gaben der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.
Kürzlich wurde mit Papst Leo XIV. ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Welche Hoffnung knüpfen Sie an seine Wahl?
Zuerst vertraue ich darauf, dass sich die Kardinäle bei dieser Wahl vom Heiligen Geist haben leiten lassen, um den sie zu Beginn des Konklaves gebetet haben. Als allererstes hat Papst Leo XIV. bei seinem Auftritt der Welt Frieden gewünscht. Anschliessend hat er zu einer Kirche aufgerufen, die offen sein soll, den Dialog pflegt und sich um die Armen kümmert. In späteren Ansprachen hat er entschiedenen zur Zusammenarbeit der Religionen für Frieden und Gerechtigkeit appelliert. Mit seiner Namenswahl stellt er sich in die Nachfolge von Papst Leo XIII, welcher mit «Rerum Novarum» eine Sozialenzyklika geschrieben hat, deren Grundsätze der Würde des Menschen, der Solidarität und Subsidiarität heute aktueller sind denn je. Ein Blick in unsere Zeit offenbart eine Entwürdigung der Schwächsten und eine zunehmende gesellschaftliche Entsolidarisierung bis hin zur Verblödung. Wohin eine von Algorithmen gesteuerte, entmenschlichte Wirtschaft steuert, ist ungewiss. Wenn Papst Leo XIV. klug und deutlich seine Stimme erhebt zu neuen Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen auf Gerechtigkeit, Arbeit und Menschenwürde, dann wird es spannend.
Papst Leo XIV. und seinVorgänger sind und waren auch in den (sozialen) Medien vertreten. Auch Sie kennt man unter anderem von Ihren Auftritten für das «Wort zum Sonntag». Welche Bedeutung haben die Medien für den Glauben?
Die konventionellen Medien sind mitten in der Gesellschaft präsent und haben eine sehr wichtige Bedeutung für den Glauben. Sie sind nicht nur Mittel der Kommunikation, sondern sie gestalten auch die Wahrnehmung von Glaube, Kirche und Religion. So haben Medien eine zentrale Rolle gespielt, dass sich die katholische Kirche der Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch stellen musste. Die moralische Fallhöhe war maximal. Es ist dem Druck der Medien zu verdanken, dass die Kirchenverantwortlichen gezwungen wurden, hinzusehen und zu handeln. Die getroffenen Massnahmen greifen jetzt, sie sorgen konsequent für Aufklärung und Prävention. Es wäre aber dumm, sich in Sicherheit zu wiegen und zu sagen, dass jetzt alles unter Kontrolle ist und keine Übergriffe mehr geschehen. Glaube, Religion und Spiritualität sind heute wichtiger denn je und dies schlägt sich auch in den digitalen Medien nieder. Junge Menschen suchen auf verschiedensten digitalen Kanälen Antworten auf die Frage dem Sinn des Lebens oder Fragen des Glaubens.
Die katholische Kirche in der Schweiz kämpft gegen den Mitgliederschwund. Was kann die Kirche dagegen machen? Ist sie machtlos?
Ungefähr seit der Jahrtausendwende ist der Mitgliederschwund der Kirche stetig angestiegen – und dies nicht nur in der Schweiz. Dieser Realität muss die Kirche sich stellen und der Trend dürfte sich fortsetzen. Was in einem übersichtlichen Kanton wie Zug noch wahrgenommen wird, ist das vielfältige Engagement der reformierten und katholischen Kirche im sozialen Bereich. Niederschwellige Beratungsstellen wie der «Leuchtturm», «Triangel» oder «D’Bauhütte» decken zusammen mit pfarreilichen Sozialberatungsstellen den ganzen Kanton ab. Sie können da helfen, wo staatliche Unterstützung fehlt oder Menschen durch alle Maschen der sozialen Netze fallen. Am Spitalbett, in der psychiatrischen Klinik oder im Gefängnis sind Seelsorgerinnen und Seelsorger präsent und bringen etwas vom Wertvollen mit: Zeit. Zeit für eine Begegnung, für ein Gespräch und bei Bedarf für ein Gebet. In zahlreichen Pfarreien laden Mittagstische zu gemeinsamem Essen ein und wirken der zunehmenden Vereinsamung entgegen. Pfarreien organisieren gemeinsame Ferienwochen für betagte Menschen und Jugendverbände wie Jubla und Pfadi erleben mit Kindern abenteuerliche Lagerwochen. Eine spezielle Seelsorge kümmert sich um Menschen mit Behinderung. Wer finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, kann trotzdem an vielen kulturellen Anlässen teilhaben – Konzerte in Kirchen sind für alle kostenlos zugänglich. Vielen Gruppen und Vereinen stehen Räume von Pfarreizentren kostenlos zur Verfügung. Dieses Engagement der Kirche steht allen offen.
Beni Frenkel
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