Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Die Geschäftsleitung von Soñar-Beverages (von links): Richard Schäli, Anne Huwyler, Liv Ostermann, Lena Hilpold und Mattia Tarnowski.Foto: zvg
Das Mini-Unternehmen «Soñar» der Kantonsschule Zug vertreibt einen eigenkreierten Eistee mit Minz-Zitronen-Geschmack. Mit einem Teil des Verkaufserlöses wird unter anderem eine Stiftung in Brasilien unterstützt. «Soñar» ist im Finale um den Titel «Company of the Year 2024» im Zürcher Hauptbahnhof dabei.
Wer die Kantonsschule besucht, will primär die Matura machen und nachher an einer Universität studieren. Nebenbei eine Firma führen, gehört nicht unbedingt zum Schulalltag. Die Non-Profit-Organisation YES (Young Enterprise Switzerland) sieht das anders. Sie entwickelt und betreut Programme zur Wirtschafts- und Meinungsbildung für Schülerinnen und Schüler. 16- bis 20-jährige Jugendliche der Sekundarstufe II betreiben während eines Schuljahres ein reales Miniunternehmen und sammeln erste Geschäftserfahrungen.
Beim sogenannten «Company Programme» macht auch die Kantonsschule Zug mit. Jugendliche, die als Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht gewählt haben, büffeln nicht nur Theorie, sondern beweisen ihr Talent in der Praxis. Das Mini-Unternehmen «Soñar» der Kanti Zug hat eine eigene Eistee-Variante entwickelt. «Wir wollten etwas Cooles machen, das aber auch gut umsetzbar ist», erklärt CEO Mattia Tarnowski, der das Mini-Unternehmen zusammen mit Lena Hilpold, Richard Schäli, Liv Ostermann und Anne Huwyler betreibt.
Das Spezielle am Eistee ist der Geschmack: Minz-Zitrone. «Die Herausforderung war, ein Geschmack zu finden, der dynamisch und speziell ist, aber trotzdem ein Grossteil der Bevölkerung anspricht.» Auf der Homepage ist als Eigenwerbung zu lesen: «Unser Eistee hebt sich durch den wahren Tee-Geschmack ab, ist erfrischend und äusserst geschmacksintensiv und kommt ohne unnötige Zusatzstoffe aus.»
Für die Umsetzung, Produktion und Vermarktung arbeiten die Kanti-Schülerinnen und -Schüler mit einer professionellen Getränke-Manufaktur in Bern zusammen. Der Eistee wird in drei Zuger Bars und Restaurants verkauft, dazu im Jugendzentrum Industrie 45. «Eistee ist ein typisches Getränk für warme Tage. Im Winter ist die Nachfrage für unser Produkt kleiner», erklärt Mattia Tarnowski. Er kann verkünden, dass just zur Sommersaison zwei neue Kunden dazugekommen sind: Das Strandbad Zug und die Ägeribadi.
Als Schülerin und Schüler ein eigenes Unternehmen zu führen, fordere einem einiges ab. «Es benötigt Zeit neben dem Schulalltag. Wir erledigen Anfragen selbst, sind verantwortlich, dass die Finanzen im Lot bleiben, verwalten den Lagerbestand und müssen die Verkaufswege überblicken», sagt Mattia Tarnowski. Sie seien froh, dass der Verkauf über indirekte Absatzwege laufe. «Der direkte Verkauf wäre zu zeitintensiv.»
Innerhalb von «Soñar Beverages» sind die Aufgaben verteilt. «Richard kann gut mit Zahlen und zeichnet deshalb für die Buchhaltung verantwortlich, Anne, Lena und Liv leiten das Marketing, die Produktion und den Vertrieb.» Es sei von Vorteil, dass alle fünf Beteiligten auch privat Kollegen und Kolleginnen seien.
Ein Teil des Verkaufserlöses spenden die Soñar-Macherinnen und -Macher an eine Stiftung in Brasilien. «In den Elendsvierteln von Rio de Janeiro und São Paulo gibt es viele illegale Häuser ohne Postadresse und Wasseranschluss. Richard Schäli lernte in seinen Ferien Edu kennen. Dieser baut die Unterkünfte in den Favelas legal neu, schliesst diese an Kanalisation und Internet an und gibt Menschen so ihre Würde zurück», erklärt Mattia Tarnowski.
Aktuell plant das Mini-Unternehmen der Kantonsschule einen grossen öffentlichen Auftritt. Am Freitag, 31. Mai und Samstag, 1. Juni findet in der Bahnhofshalle des HB Zürich das Nationale Finale des «Company Programme» von YES statt. Von 180 Miniunternehmen anfangs Schuljahr kämpfen nun die Top 25 während zwei Tagen um den Sieg. An ihrem eigenen Stand verkaufen und präsentieren die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer ihre Produkte und präsentieren ihre innovativen Geschäftsideen einem breiten Publikum und einer Jury. Das Siegerteam darf die Schweiz am Europäischen Finale in Catania, Italien vertreten.
Das Zuger Projekt «Soñar» hat es als einziger Vertreter aus der Zentralschweiz bis ins Finale geschafft. Auf die fünf Schülerinnen und Schüler wartet viel Arbeit. «Für einen professionellen Auftritt und Chancen auf den Sieg muss alles stimmen: die Gestaltung der Stände, das Corporate Design, die Bühnenpräsentation, der Online-Auftritt und der Geschäftsbericht», sagt Mattia Tarnowski. Er freut sich auf den Event im Zürcher Hauptbahnhof. «Egal wie es am Ende ausgeht: Unser Mini-Unternehmen macht sich für alle gut im Lebenslauf und tut etwas für den guten Zweck.»
Renato Cecchet
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