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SATUS Baar feiert Erfolge am Breitlicup
Das Flössen auf dem Ägerisee zog auch in diesem Jahr zahlreiche begeisterte Besucherinnen und Besucher an. Die traditionsreiche Veranstaltung vereinte alte Handwerkskunst, regionale Bräuche und ein geselliges Miteinander zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Den Anfang macht das Reisten. Am Reisttag – in diesem Jahr war es am 22. Februar, die Zuger Woche berichtet darüber – werden Baumstämme vom Bergwald am südlichen Ufer hinunter zum Ägerisee gelassen. Nach dem Fällen und Entasten werden die Baumstämme im steilen Gelände bewusst in Bewegung gesetzt. In natürlichen Rutschbahnen, den sogenannten Reistzügen, gleiten sie mit hoher Geschwindigkeit den Hang hinunter – direkt in den Ägerisee. Die am Ufer treibenden Baustämme werden zu einem Floss in Form einer riesigen Pfeilspitze zusammengebunden.
Der absolute Höhepunkt des Flössens war die Flossüberfahrt am Samstag, dem 8. März. Bei strahlendem Sonnenschein und nahezu perfekten Wetterbedingungen wurde das zirka 120 Meter lange Floss, das aus rund 900 Kubikmetern Holz bestand, vom Bauplatz in der Bergmatt zum Seeplatz Oberägeri überführt. Schon am frühen Morgen versammelten sich zahlreiche Zuschauer, um dieses beeindruckende Schauspiel zu verfolgen.
Die beeindruckende Flossüberfahrt wurde von den Berufsfischern des Restaurants Eierhals bewerkstelligt. Der Eierhals stellte auch in diesem Jahr Boote und Fischer unentgeltlich zur Verfügung. Mit ihren Fischerbooten, die strategisch an beiden Enden des Holzflosses befestigt waren, sorgten sie dafür, dass es sicher und kontrolliert über den See manövriert wurde. Einer der verantwortlichen Fischer war Christoph Louise, mit dem wir über diese besondere Aufgabe gesprochen haben.
Herr Louise, Sie haben für die Überfahrt Ihr gewöhnliches Fischerboot genutzt. Mussten Sie dafür besondere Anpassungen vornehmen?
Ja, das war notwendig. Unsere Boote sind eigentlich für den Fischfang ausgerüstet, daher mussten wir zunächst alle Fanggeräte und Fischereiausrüstungen entfernen, um genügend Platz und Manövrierfähigkeit zu gewährleisten. Zudem haben wir geprüft, ob alles technisch einwandfrei funktioniert. Nachdem das erledigt war, fuhren wir mit den Booten zum Floss, wo wir von den Organisatoren eine detaillierte Einweisung erhielten. Uns wurde genau erklärt, wie wir das Floss steuern sollten, damit es sicher und stabil am Ufer ankommt.
Gab es während der Überfahrt besondere Herausforderungen?
Am Sonntag war Föhn angesagt, was bedeutete, dass wir die Anlegeweise anpassen mussten. Normalerweise würde das Floss mit der Spitze zum See ausgerichtet anlegen, doch diesmal entschied man sich aufgrund des zu erwartenden Föhns für eine seitliche Anlegeweise. Eine die breiten Seiten zeigte dabei zum Ufer, um dem Föhn besser standzuhalten.
Was bedeutet diese Überfahrt für Sie persönlich?
Für mich war es das zweite Mal, dass ich bei einer Flossüberfahrt dabei war, doch dieses Mal hatte ich selbst das Steuer in der Hand. Man könnte meinen, es sei eine einfache Aufgabe, doch tatsächlich erfordert es Konzentration, die richtige Balance zu finden. Auch wenn wir nicht ständig per Funk in Kontakt waren, hielten mein Fischerkollege und ich ständigen Blickkontakt. Wir nutzten Gesten zur Kommunikation, um unser Zusammenspiel zu optimieren.
Nein, ein spezielles Training war nicht nötig. Wir haben für das Restaurant Eierhals ein eigenes Aufzuchtfloss für Fische, das wir regelmässig bewegen müssen. Dieses ist sogar noch etwas grösser . Dadurch hatten wir bereits Erfahrung mit dem Manövrieren eines solch massiven Gebildes auf dem Wasser.
Gegen 11.10 Uhr legte das Floss sicher am Seeplatz Oberägeri an. Dort wartete zahlreiche die Besucherinnen und Besucher. Alphornbläser, Fahnenschwinger sowie Trychler, die eine besondere Klangkulisse schufen, begleiteten den Flösserevent. Auch die Festwirtschaft war bestens vorbereitet und bot ein reichhaltiges Angebot für das leibliche Wohl aller Anwesenden sorgte.
Die Flösserei ist eine jahrhundertealte Tradition ist tief in der Schweizer Kultur verwurzelt. Die Fortführung dieser Praxis ist nicht nur aus kultureller Sicht bedeutend, sondern auch aus ökologischer, da sie den Transport grosser Holzmengen ohne die Notwendigkeit schwerer Fahrzeuge ermöglicht, die die Umgebung belasten könnten. Die Flösserei am Ägerisee ist somit ein lebendiges Zeugnis für die nachhaltige Nutzung lokaler Ressourcen und ein Beispiel dafür, wie traditionelle Methoden auch in der modernen Welt ihren Platz haben.
Diese tiefe Verwurzelung im lokalen Brauchtum und die fortwährende Praxis machen das Flössen am Ägerisee zu einem einzigartigen kulturellen Erbe, das bewahrt und geschützt wird, um zukünftigen Generationen die Bedeutung von Tradition und nachhaltiger Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen zu vermitteln.
Uwe Guntern
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