Wohnungsnot
Strategie des Kantons Zug wirkt zu zögerlich
Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge für die Erweiterung des Schulhaus Loreto. Fotos: zvg
Öffentliche Bauten prägen ein Stadtbild, sie leisten einen Beitrag zur lokalen Baukultur und sind für die Einwohner Orte, mit Wiedererkennungswert und Identifikationsfaktor. Wie würde das Zuger Stadtbild ohne bekannte öffentliche Bauten wie das Theater Casino mit seiner Erweiterung, die Abdankungshalle St. Michael, die Sporthalle Zug und die Schulanlagen Loreto und Guthirt aussehen?
Man kann über die Gestaltung der genannten Gebäude unterschiedlicher Meinung sein, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Jedoch haben diese Bauten etwas gemeinsam – sie gingen als Siegerprojekte aus Architekturwettbewerben hervor. Der Architekturwettbewerb in der Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte und kann auf eine lange Tradition zurückblicken, auch in der Stadt Zug. Im Gegensatz zum fertig gestellten Bauwerk, ist dieser vorgelagerte Wettbewerbsprozess für die Öffentlichkeit wenig greifbar. Dabei ist es eine besonders wichtige und spannende Phase auf dem Weg zu einem neuen Bauwerk. Was läuft ab, bevor das sogenannte Siegerprojekt bestimmt ist, die Baubewilligung gesprochen wird und die Bagger auffahren können?
Am Anfang steht die Verpflichtung der Stadt Zug, für Neu- oder grössere Umbauprojekte öffentlicher Bauten ein qualitätssicherndes Verfahren, einfach gesagt einen Wettbewerb durchzuführen.
Die Planung und Durchführung obliegen der Abteilung Hochbau im Baudepartement, welche die Projekte aus einem Guss vom Eingang der Bestellung bis zur Fertigstellung betreut. Erste Weichen werden mit dem Entscheid für die am besten geeignete Verfahrensart gestellt. Für den Grossteil der öffentlichen Bauaufgaben, wie zum Beispiel Schulhäuser, hat sich der anonyme Wettbewerb im offenen Verfahren bewährt. Teilnehmen dürfen alle qualifizierten Fachleute. Aufgrund der Anonymisierung des Verfahrens besteht für alle die gleiche Chance auf einen Wettbewerbserfolg.
Grundlage für die zu bearbeitende Aufgabenstellung ist das Wettbewerbsprogramm, das zusammen mit den zukünftigen Nutzern und Betreibern erarbeitet wird. Es ist quasi eine Übersetzung zwischen der Stadt Zug als Auftraggeberin und potenziellen Wettbewerbsteilnehmern, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der Stadt möglichst genau abzubilden, ohne bereits eine Lösung vorzugeben, oder den kreativen Spielraum der Teilnehmenden unnötig einzuschränken. Diese «Übersetzungsarbeit» ist dann erfolgreich, wenn am Abgabetag viele spannende und inspirierende Projektvorschläge vorliegen, damit die Jury aus vielen guten Ideen das beste Projekt auswählen kann.
Eine Jury muss neben den Vertretern der Auftraggeberin mit unabhängigen Personen besetzt sein. Hierfür werden ausgewiesene Fachleute aus den Bereichen Architektur und Landschaftsarchitektur eingeladen. Für die Beurteilung von speziellen Themen wie z.B. Nachhaltigkeit wird die Jury durch Experten unterstützt, die allerdings nicht stimmberechtigt sind. An mindestens zwei Tagen werden die eingereichten Projekte intensiv diskutiert, verglichen, abgewogen und schlussendlich ein Entscheid getroffen. Das Siegerprojekt ist gefunden. Und erst dann, ein gutes dreiviertel Jahr nach dem Start in den Wettbewerb, wenn alle Ränge besetzt und die Preise zugeteilt sind, wird mit der Aufhebung der Anonymität das Geheimnis gelüftet, welches teilnehmende Team das Siegerprojekt entworfen hat und wer mit dem neuen Bauwerk einen Beitrag zur weiteren baulichen Entwicklung von Zug leisten wird.
Christiane Krause
Zur Autorin: Christiane Krause, Dipl. Architektin, ist Projektleiterin in der Abteilung Hochbau des Baudepartements der Stadt Zug. Sie lebt mit ihrer Familie in der Stadt Zug.
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