Veloverkehr
Kanton setzt auf gezielte Sicherheits- Massnahmen
Das Velofahren soll im Kanton Zug sicherer und attraktiver werden. Foto: zvg
Die Zahl der Velounfälle inder Schweiz ist in den letzten zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen. Auch im Kanton Zug wird das Thema Veloverkehr immer wichtiger, insbesondere beim Ausbau des Velonetzes. Und es wird auf gezielte Sicherheitsmassnahmen gesetzt.
Die steigende Zahl von Velounfällen ist besorgniserregend. 84 Prozent der Unfälle sind Selbstunfälle, häufig verursacht durch Ablenkung wie Kopfhörer oder Smartphones. Wer beim Velofahren Musik hört oder das Smartphone benutzt, erhöht das Risiko, eine Gefahrensituation zu übersehen. Besonders betroffen sind jüngere Altersgruppen: Untersuchungen zeigen, dass vor allem Personen zwischen 15 und 44 Jahren durch Kopfhörer und Handynutzung abgelenkt sind. Mit zunehmendem Alter nimmt die Ablenkungsquote ab. Dennoch gilt: Jeder Velofahrer jede Velofahrerin, der oder die seine volle Aufmerksamkeit dem Verkehr widmet, trägt zur allgemeinen Sicherheit bei. Die Statistiken belegen, dass zwischen 2018 und 2022 rund 26’100 Velounfälle auf Schweizer Strassen registriert wurden. Zum Vergleich: In den Jahren 2008 bis 2012 waren es noch 17’400. Auch im Kanton Zug steigt die Nutzung von Velos sowohl im Alltag als auch in der Freizeit. Dies führt zu erhöhtem Verkehrsaufkommen und macht Sicherheitsfragen umso drängender.
Der Kanton Zug verfolgt ambitionierte Pläne für ein modernes Velonetz. Derzeit verfügt der Kanton über ein Velowegnetz von 255 Kilometern, das jedoch deutlich ausgebaut werden soll. Dabei wird zwischen einem Alltagsnetz und einem Freizeitnetz unterschieden. Letzteres umfasst die bisherigen «Velo-Routen» sowie neue «Bike-Routen», die vor allem im Wald entstehen sollen. Diese Pläne sind nicht unumstritten. Während Freizeitfahrerinnen und Hobbyfahrer neue Strecken begrüssen, gibt es Widerstand von einigen Grundstück besitzenden Personen sowie Gemeinden, die Bedenken hinsichtlich der Nutzung und des Naturschutzes haben. Bei der Mitwirkung im Herbst 2023 gingen rund 170 Stellungnahmen ein, darunter von Grundeigentümern und Grundeigentümerinnen, Gemeinden und Organisationen. Während die Gemeinden dem Konzept weitgehend zustimmen, forderten sie mehr Ermessensspielraum. Private Personen zeigten sich gespalten: Während einige mehr Bike-Routen wünschten, lehnten andere diese strikt ab. Besonders im Fokus steht die Frage, wie sich ein grösseres Netz auf die bestehende Infrastruktur und die Umwelt auswirkt.
Nach umfassenden Gesprächen und Abklärungen präsentierte der Kanton Zug ein überarbeitetes Konzept. Einige Bike-Routen wurden gestrichen, andere – wie in Zug und Unterägeri – neu hinzugefügt. Ziel ist ein effizientes und kostengünstigeres Netz. So soll das Alltagsnetz um 90 Kilometer gekürzt und dadurch 84 Millionen Franken günstiger werden. Bestehende Wege werden bevorzugt genutzt, um den Bau neuer Strecken zu minimieren.
Besonders ist die Trennung von Velowegen für Alltags- und Freizeitfahrende. Während das Alltagsnetz vor allem in dicht besiedelten Gebieten sichere und direkte Wege bieten soll, dienen die Freizeitstrecken der Erholung und sportlichen Betätigung. Die Herausforderung besteht darin, beide Konzepte so zu vereinen, dass sie sich nicht gegenseitig behindern. Die geplanten Änderungen sollen genau diesem Ziel dienen.
Um Velounfälle zu vermeiden, gibt es einige einfache, aber wirkungsvolle Massnahmen, die jeder Velofahrende beachten sollte. Dazu gehören:
- Aufmerksamkeit bewahren:
Smartphone und Kopfhörer während der Fahrt ausgeschaltet lassen.
- Vorausschauendes Fahren:
Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und defensiv reagieren.
- Beide Hände am Lenker halten:
So kann in kritischen Momenten schneller reagiert werden.
- Blickkontakt suchen:
Mit anderen Verkehrsteilnehmenden kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Sichtbarkeit erhöhen:
Eine eingeschaltete Velolampe, helle oder reflektierende Kleidung und zusätzliche Reflektoren am Fahrrad tragen zur besseren Wahrnehmung bei.
Besonders in der Dämmerung oder bei schlechten Wetterverhältnissen ist die Sichtbarkeit ein entscheidender Faktor. Helle Kleidung und zusätzliche Beleuchtung können das Unfallrisiko erheblich reduzieren.
Der Bund verpflichtet die Kantone per Veloweggesetz, bis Ende 2042 ein Velowegnetz umzusetzen. Im Kanton Zug fordert zusätzlich das Waldgesetz seit Anfang 2025 die Festsetzung von Bike-Routen im Wald. Der Zeitplan sieht vor, dass die verbindliche Planung bis Ende 2027 abgeschlossen sein muss.
Ein weiterer wichtiger Schritt erfolgt diesen Sommer, wenn der Kantonsrat in erster Lesung über die Anpassung des Richtplans entscheidet. Neben den gesetzlichen Verpflichtungen sind auch Fördermittel ein zentrales Thema. Der Bund soll sich mit mindestens 28 Millionen Franken im Rahmen der Agglomerationsprogramme an den Baukosten beteiligen. Dadurch wird sichergestellt, dass der Ausbau der Velowege nicht ausschliesslich vom Kanton getragen werden muss.
Die Kombination aus steigender Velonutzung und den ambitionierten Plänen des Kantons Zug erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit Sicherheitsfragen und Infrastruktur. Der Ausbau des Velonetzes im Kanton Zug ist ein bedeutender Schritt hin zu einer nachhaltigen Mobilität. Damit einhergehen muss ein verstärktes Bewusstsein für sicheres Verhalten im Strassenverkehr – sowohl von Velofahrenden als auch von anderen Verkehrsteilnehmenden.
Michael Schwegler
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