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LucianHofstetterläuft für einenguten Zweck
Der Verein «Tango in Zug» will dem Traditionstanz in der Kolinstadt zu grosser Beliebtheit verhelfen. Foto: Sandra Kollbrunner
Der neugegründete Verein «Tango in Zug» lädt zur ersten Milonga, einer Veranstaltung, die ganz dem südamerikanischen Gesellschaftstanz gewidmet ist. Der Verein möchte damit einen kulturellen Beitrag für die Stadt Zug leisten und etablieren.
Südamerikanische und karibische Musik hat auch in der Schweiz viele Liebhaberinnen und Liebhaber. Brasilianischer Samba, Salsa aus Kuba, Reggae aus Jamaika oder Cumbia aus Kolumbien – die heissen Rhythmen lassen auch hierzulande viele das Tanzbein oder die Hüften schwingen.
Gleiches gilt für den Tango. Im Gegensatz zu den eher schnellen und wilden Musikstilen wie Samba, Salsa oder den dominikanischen Merengue weckt der Tango ganz andere Emotionen: Leidenschaft, Melancholie und Schmerz. «Der Tanz reisst einen mit. Die schwebenden Schrittfolgen, die Körpernähe von Tänzerin und Tänzer, die gemeinsamen Bewegungen, das alles ist Teil eines Lebensgefühls», erklärt Sandra Kollbrunner.
Sie ist Gründungsmitglied und Präsidentin des Vereins «Tango in Zug», der in der Kolinstadt die Leidenschaft für dieses Lebensgefühl wecken will. «Unser Verein sorgt für Übungsmöglichkeiten in Form von Praktikas und Workshops. Und wir wollen jährlich mehrere Tanzveranstaltungen sowie Tangoevents organisieren und anbieten», umreisst Sandra Kollbrunner Sinn und Zweck des Vereins.
«Tango in Zug» will einen kulturellen Beitrag für die Stadt leisten. Die Premiere in Form einer Milonga, einer Tanzveranstaltung, findet am Freitag, 8. März, im Pfarramt Gut Hirt in Zug statt. Ab 20 Uhr verwandelt sich der Saal in ein sinnliches Tanzfest. Und es soll nicht das letzte sein. «Wir möchten mit vier Milongas pro Jahr beginnen. Unser Ziel ist, in Zukunft eine Tanzveranstaltung pro Monat anzubieten», sagt Sandra Kollbrunner. Im Sommer plant man für die Vereinsmitglieder einen besonderen Anlass.
Sie selbst hat den Tango schon früh für sich entdeckt. «Dieser Tanz hat mich bereits als Kind fasziniert.» Vor drei Jahren nahm sie erstmals Tangounterricht in Zürich. Als sich die Arbeit nach Zug verlagerte, suchte Sandra Kollbrunner auch hier wieder nach einer Tanzschule. So fand sie den Kontakt zu Tanzlehrerin Renata Giannini. «Ich habe bei ihr und Jörg Naef Carrasco Unterricht genommen und ihr schon bald bei Tangoprojekten assistiert.»
Eine Freundschaft entstand. Und die gemeinsame Idee, in Zug den Tangotanz allen Interessierten möglich zu machen. «Neben der Tangoschule von Renata existieren in Zug wenig Möglichkeiten, diese Leidenschaft auszuleben», erklärt Sandra Kollbrunner. Wer Tango-Tanzveranstaltungen besuchen wollte, musste bisher nach Zürich, Bern oder Luzern. Den beiden Frauen hat sich inzwischen auch Mattia Rattaggi angeschlossen. Die drei bilden den Vereinsvorstand von «Tango in Zug».
Die Geschichte des Tangos beginnt am Rio de la Plata, dem Grenzfluss zwischen Argentinien und Uruguay. In den Grossräumen der beiden Hauptstädte Buenos Aires und Montevideo trafen am Ende des 19. Jahrhunderts die verschiedensten Völker und Kulturen aufeinander. Die musikalischen Elemente, die zur Entstehung des «Tango Argentino» beigetragen haben, sind deshalb vielfältig. Der Candombe der Kreolen, die Habanera aus Kuba, aber auch die polnische Mazurka, die Polka aus Böhmen oder Walzer und Ländler aus Deutschland finden sich im Tango wieder. Flöte, Violine und Gitarre waren zunächst die Standardinstrumente. Später setzten sich Klavier und das Bandoneon, eine in Deutschland entwickelte Handharmonika, durch.
Tango wird von vielen Leuten automatisch mit Südamerika, vor allem Argentinien, in Verbindung gebracht. Es gibt aber auch ein europäisches Land, das seit über 100 Jahren diesem klassischen Musik- und Tanzstil verfallen ist: Finnland. In den 1920er- und 1930er-Jahren verbreitete sich der Tango am nördlichen Polarkreis. So richtig populär wurde die melancholische Musik im zweiten Weltkrieg bei den finnischen Fronttruppen. In den 1960er-Jahren verkauften Tangokomponisten in Finnland gleich viele Schallplatten wie die Beatles. Im Sommer pilgern noch heute alljährlich rund 100'000 Finninnen und Finnen in die Stadt Seinäjoki zum «Tangomarkkinat», wo auf den Strassen bis in die Morgenstunden getanzt wird.
An solchen Zahlen an Teilnehmenden denkt der Verein «Tango in Zug» wohl noch nicht. Er möchte aber auf breiter Basis die Begeisterung für den Tanz entfachen. «Wir sprechen alle an, Singles oder Paare, Männer und Frauen. Uns ist auch wichtig, dass die Tanzenden an den Milongas Spass, Gemeinschaftlichkeit und eine gemütliche Atmosphäre spüren. Es soll auch ein Begegnungsort sein», betont Sandra Kollbrunner. Die Praktikas, Möglichkeiten zum Üben, bietet der Verein zweimal pro Monat im Haus des Lernens an der St. Oswalds-Gasse 20 in Zug an. «Wir benötigen grosse Räume mit Holzboden.» Weitere Milongas könnten wiederum im Pfarramt Guthirt stattfinden. Sandra Kollbrunner hat auch andere Ideen. «Schön wäre natürlich der grosse Raum im Theater Casino. Wir können uns aber auch vorstellen, eine Milonga auf einem Zugerseeschiff anzubieten.»
DJ an der ersten Milonga am 8. März ist Mattia Rattaggi. Er wird verschiedene Stilrichtungen des Tangos auflegen, dies in Form von Tandas. Die Vereinspräsidentin erklärt: «Es laufen drei oder viel Lieder hintereinander, die mit dem gleichen Partner oder der gleichen Partnerin getanzt werden. Dann kommt die Cortina, ein Stilbruch des DJ’s, damit sich für die nächste Tanda neue Tanzpaare bilden können. Das gehört beim Tango dazu.» Schon jetzt pflegt der Verein «Tango in Zug» gute Beziehungen zu ausländischen Tango-Organisationen, Künstlerinnen und Künstlern. Der Vorstand kann sich deshalb gut vorstellen, Tango-Workshops in Italien, der Türkei, Polen oder Deutschland zu besuchen oder selbst Workshops anzubieten.
Milonga 1, Freitag, 8. März, 20 Uhr, Pfarramt Gut Hirt, Zug. Mehr Infos: www.tangosoulmate.ch/verein
Renato Cecchet
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