In Baar «groovt» regelmässig der Jazz

Ruedi Jung bringt es schnell auf den Punkt: «Für uns muss Jazz grooven.» Er ist Vorstandsmitglied und der Leiter der Musikkommission (MuKo) des Trägervereins «Jazz in Baar». «Wir bieten Musik an, die auf jazz-harmonischen Strukturen aufbaut, ‹hot›, unterhaltsam und auch tanzbar ist.»

Die Baarer Vereinigung organisiert seit Jahren regelmässig Jazz-Konzerte. Das Konzept basiert auf drei Säulen. «Jazz live i de Braui» im Restaurant Brauerei, «Jazz & Dine i de Höll» im Restaurant Höllgrotten sowie «Jazz im Sommer» auf dem Platz beim Schulhaus Marktgasse.

Bei den Anlässen in den Restaurants arbeitet der Förderverein mit den Gastro-Anbietern zusammen. «Wir wählen die Bands, Musikerinnen oder Musiker so aus, dass zu den Konzerten genug Publikum strömt. So kommen auch die Restaurants auf ihre Rechnung.»

Bei den neun Konzerten in der «Braui», die am letzten Donnerstag eines Monats stattfinden, haben jeweils 60 bis 70 Leute Platz. Hier stehen vielfach traditionelle Jazzformationen mit Stilrichtung New Orleans, Dixieland, Swing, hin und wieder Blues, Boogie Woogie oder auch Rock’n'Roll auf der Bühne. Bezahlt werden die Musikschaffenden mittels «Kollekte», wenn nötig wird diese mit einem Beitrag aus der Vereinskasse bis zur Höhe der vereinbarten Gage ergänzt. «Unsere Besucherinnen und Besucher wissen, dass sie im Minimum ein rotes Nötli geben sollten.» Denn «Jazz in Baar» bezahlt mit den Einnahmen ausschliesslich die Bands, aber keine Miete. Die Gastro-Betriebe verdienen mit Essen und Trinken der Konzertgäste.

Klein aber fein

Im Restaurant Höllgrotten heisst das Konzept «Klein aber fein». Über die Winter- und Frühjahrszeit treten an fünf Abenden Kleinformationen aus Jazz, Blues und Weltmusik auf. «Diese Bands müssen professionelle Ansprüche erfüllen», erklärt Ruedi Jung. In Frage kommende Formationen werden von MuKo-Mitgliedern vielfach im Vorfeld bei anderen Konzerten besucht, um sie dann bei Eignung zu buchen. 40 Gäste haben in der «Höll» Platz. Diese essen zuerst und geniessen quasi als Dessert das Konzert. Eine Tischreservation ist erforderlich. Im Preis inbegriffen sind das Abendessen, der Konzerteintritt und ein Platz im Shuttle-Bus von und nach Baar nach der Veranstaltung.

Während bei den Restaurantkonzerten die Einnahmen und Beiträge die Gagen decken, will der Trägerverein bei «Jazz im Sommer» selbst Einnahmen generieren. Der als Matinée durchgeführte Anlass am ersten oder zweiten Sonntag im Juli hat ein Festzelt mit Bühne, Tische und Bänke für 400 Besucherinnen und Besucher und eine Festwirtschaft, die vom Veranstalter mit Unterstützung einer grossen Crew von Helferinnen und Helfern selbst geführt wird. «Das Publikum mag traditionellen Jazz oder Dixie, Musik und Melodien mit Wiedererkennungswert», sagt Ruedi Jung.

Er selbst ist schon lange ein Fan des Jazz. «Als Teenager konnte ich mit angesagten Bands wie Beatles und Rolling Stones nichts anfangen, mir hatte es mit 13 oder 14 Jahren der Blues angetan.» Die Liebe zum Jazz kam dazu. «Diese Musik ist ein wesentlicher Teil meines Alltags.» Er lernte Gitarre und Banjo, oder besser gesagt, er lernt es immer noch. «Ich habe da und dort mitgespielt und helfe auch heute noch manchmal als Musiker aus.»

Aber er habe schon früh gemerkt, dass sein Talent nicht unbedingt beim Musizieren, sondern beim Veranstalten von Konzerten liege. Zusammen mit zwei Kollegen begann Ruedi Jung 2006 auf privater Basis die ersten Auftritte auf die Beine zu stellen. Zuerst im Restaurant Falken, dann über drei weitere Lokalitäten ab 2013 bis heute im Restaurant Brauerei. Damals wie heute standen und stehen pro Jahr 9 Konzerte auf dem Programm.

Der Open-Air-Event im Sommer, seit jeher bei freiem Eintritt für alle Gäste, fand 10 Jahre an der Mühlegasse in Baar statt, bis die Mitstreiter Hildegard und Hugo Blaser ihre Arbeitskraft und Liegenschaft nicht mehr zur Verfügung stellen konnten. Also musste eine neue Lösung her. Pirmin Andermatt, Baarer Gemeinderat und Kantonsrat, bot seine Unterstützung an. Zusammen kam man zum Schluss, dass durch die Gründung eines Trägervereins die Anliegen der Jazzfreunde in der Gemeinde besser vertreten werden können. Ab 1.1.2018 konnte der Trägerverein sein Wirken entfalten. Aktuell besteht er aus 60 Mitgliedern. Die Jazzmatinée findet seither auf dem Schulhausplatz mitten im Dorf statt.

Das Programm für das laufende Jahr sieht so aus, dass alle Konzerte im Restaurant Brauerei bis und mit Dezember feststehen. «In den 18 Jahren meiner Veranstaltertätigkeit habe ich mir ein grosses Netzwerk aufgebaut. Die Konzerte in der Brauerei werden auch wegen der Publikumsnähe von den Musikerinnen und Musikern sehr geschätzt. Wir müssen selbst nur noch selten Bands suchen und können aus vielen Anfragen auswählen», erklärt Ruedi Jung. Das Programm im Restaurant Höllgrotten steht bis im Frühling.

Ein Wunsch geht in Erfüllung

Am Donnerstag, 29. Februar, findet das nächste Konzert von «Jazz in Baar» statt. Auf der «Braui»-Bühne tritt The Jungle Jazz Band auf. Die fünf Musiker aus der ganzen Welt mit gemeinsamer Basis in Berlin bringen den originalen rauen und kraftvollen Sound der frühen Jazzära zur Wiederbelebung, aus einer Zeit, als diese Musik noch heiss, unterhaltend und tanzbar war.

Die gleiche Band ist auch Teil des Sommer-Open-Airs auf dem Schulhausplatz. «Dieses Jahr feiern wir die 15 Jahre Sommer-Jazzkonzerte in Baar, deshalb findet der Anlass an zwei Tagen statt», verrät Ruedi Jung. Am Samstagabend, 13. Juli, tritt die Street-Funk-Hip-Hop-Groove-Brass-Formation Pocket Rockets mit dem Baarer Jonas Inglin auf. «Wir hoffen, damit auch ein jüngeres Publikum ansprechen zu können.» Am Sonntagmorgen, 14. Juli, sorgt dann The Jungle Jazz Band für die Musik – mit Verstärkung, auf die sich Ruedi Jung besonders freut. «Mit der Band auftreten wird Meschiya Lake, eine eine leidenschaftliche, energiegeladene und wunderbare Sängerin aus New Orleans. Damit wird ein Wunsch von mir wahr.»

Renato Cecchet

Donnerstag, 29. Februar, Baar, Restaurant Brauerei, 20 Uhr: The Jungle Jazz Band. Weitere Infos und das gesamte Konzertprogramm unter: www.jazzinbaar.ch