Auszeichnung
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Heidi Hauenstein-Ringger. Präsidentin der Frauenzentrale Zug. Foto: zvg
Die Gleichberechtigung ist nach wie vor Thema – auch für Männer. Wir sprachen mit Heidi Hauenstein-Ringger. Präsidentin der Frauenzentrale Zug.
Frau Hauenstein-Ringger, in der Schweiz ist die Gleichstellung von Mann und Frau seit 1981 in der Bundesverfassung verankert. Warum kämpfen Frauen im Beruf oder bei der Lohnfrage immer noch für Gleichberechtigung ?
Auch wenn die Gleichstellung im Gesetz verankert ist, heisst das nicht, dass sie im Alltag auch überall gelebt und umgesetzt wird. Ein Problem ist, dass Frauen und Männer im Beruf nach wie vor nicht gleiche Chancen haben, unter anderem weil es immer noch typische Frauen- und Männerberufe gibt. Bei den Lehrpersonen zum Beispiel würden wir uns mehr Männer wünschen. Deshalb versuchen auch wir von der Frauenzentrale Zug, immer wieder dort für Gleichbehandlung zu kämpfen, wo wir Einfluss nehmen können.
Lohngleichheit und -gerechtigkeit – in welchen Berufsbereichen wünschen Sie sich vor allem Verbesserungen?
Besonders betroffen sind die sogenannten Care-Berufe, vor allem die Bereiche Gesundheit und Pflege. Nicht erst seit der Corona-Pandemie wird in diesen Berufen immer mehr verlangt, ohne dass sie fair bezahlt werden. Da müssen wir ein besonderes Auge darauf werfen, weil diese Berufe lebensnotwendig sind. Es sind auch nicht nur weibliche Angestellte betroffen. Eine Bekannte in einer Spitex-Organisation schildert, dass sie immer weniger Fachkräfte findet. Was ist die Lösung? Keine Spitex mehr? Es ist höchste Zeit, dass bei solchen Berufen endlich gehandelt wird und bessere Löhne bezahlt werden.
Inwiefern sind es vor allem die Männer, die der Gleichberechtigung im Weg stehen? Müssen auch Frauen umdenken?
Die Frage stellt sich mir so nicht. Es ist kein Problem von Frau oder Mann, sondern ein gesellschaftliches. Frauen wie Männer werden im Beruf und Gesellschaft immer noch in Rollen gepresst, die sie erfüllen müssen. Es fehlen nach wie vor Möglichkeiten einer Vereinbarkeit, wenn jemand weniger arbeiten will, um mehr Zeit für die Familie aufzubringen. Oder zum Beispiel nebenbei in die Politik einsteigen will.
Die Frauenzentrale Zug lädt am Internationalen Tag der Frau zum Podiumsgespräch. Neben Nationalrätin Manuela Weichelt und Historikerin Mirjam Janett ist Markus Theunert, Leiter des Dachverbands «männer.ch» und Buchautor zu Gast. Was versprechen Sie sich von dieser Diskussion?
Wir betreten Neuland. Es ist das erste Mal, dass wir einen Mann zum Podium einladen. Markus Theunert versucht, die Männer zum Umdenken zu bewegen, das männliche Patriarchat aufzubrechen. Zum Beispiel müssen Männer bei der Frage nach Teilzeitjobs in leitenden Positionen ebenfalls um Gleichberechtigung kämpfen. Wir ermutigen Frauen, dass sie sagen: «Ich will das, ich kann das.» Das müssen aber auch die Männer, wenn sie mehr Zeit für Familienarbeit haben wollen. Nur so können gesellschaftliche Normen im Berufsleben verändert werden.
Berufstätige Frauen tragen auch grosse Verantwortung in der Familie, in der Kindererziehung. Wie vereinbar sind Familie und Beruf und wie wirkt sich das auf die Vorsorgeleistungen aus?
Es ist nach wie vor schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Die Ansprüche in Beruf und Familie steigt immer mehr. In der Frauenzentrale klären wir vor allem junge Frauen auf, dass sie sich in Jobs mit wenig Stellenprozenten selbst um ihre Altersvorsorge kümmern müssen. Da stecken wir nach wie vor in einem Überzeugungs- und Lernprozess.
Neben der Gleichberechtigung ist die Diskriminierung immer noch Thema. Wenn Frauen sich wehren, werden Sie vielfach auf sogenannt typisch weibliche Attribute wie Emotionalität reduziert.
Ich nehme wahr, dass davon mehrheitlich Frauen aus der Generation Babyboomer betroffen sind. Es freut mich zu sehen, dass sich junge Frauen viel mehr zutrauen und auch dafür einstehen. Sie wollen lernen und sind bereit, auch in der Öffentlichkeit, zum Beispiel an Podien, ihre Meinung zu sagen.
Am Freitag, 8. März ist der internationale Tag der Frau. Was wünschen Sie sich?
Ich bin froh, dass wir in einer Demokratie leben. Der Nachteil daran ist, dass die Umsetzung der Entscheide manchmal lange dauert. Gleichstellung ist ein Prozess, aber irgendeinmal sollte man dieses Thema abhaken können. Ich hoffe, wir müssen in 10 Jahren nicht mehr für die Gleichstellung kämpfen.»
Freitag, 8. März, Zug, Atelier- und Kulturhaus Gewürzmühle, 18 Uhr: Wir feiern Weltfrauentag. Podiumsdiskussion mit Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt, Markus Theunert, Leiter «männer.ch» sowie Mirjam Janett, Historikerin Uni Bern.
Renato Cecchet
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