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Die Sprinterin Géraldine Frey hat im 2025 viele Highlights erlebt. Foto: Swiss Athletics/Ulf Schiller
Ob auf der Bahn in Tokio, im Stadion von Fribourg oder am Ägerisee: Géraldine Frey bleibt immer sie selbst – fokussiert, bodenständig, echt. Die Spitzenathletin aus Unterägeri sprintet an der europäischen Spitze, findet ihre Ruhe aber in der Heimat.
Wenn Géraldine Frey auf der Laufbahn steht, zählt nur der Moment. Ein kurzer Atemzug, der Blick nach vorne, der Startschuss – und schon verwandelt sich die Unterägererin in einen Strom aus Energie, Präzision und Fokus. 11,09 Sekunden – so schnell wie kaum eine Schweizerin vor ihr ist Frey im Sommer 2025 über die 100 Meter gesprintet. Es ist die viertschnellste Zeit, die je eine Schweizerin gelaufen ist – und der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die von Ausdauer, Geduld und unerschütterlicher Leidenschaft geprägt ist. Die 28-jährige Zugerin, die für den Leichtathletik Klub Zug (LKZ) startet, gehört längst zur europäischen Spitze. Ob bei den Olympischen Spielen in Paris, den Weltmeisterschaften in Tokio oder auf den traditionsreichen Bahnen von Berlin und Fribourg – Frey trägt das Zuger Blau auf den grössten Bühnen der Leichtathletik. Dabei hat sie ihren Weg stets mit klarem Kompass verfolgt: ruhig, zielstrebig, bodenständig. «Ich bin ehrgeizig, aber ich will immer auch Freude haben am Laufen », hat sie einmal gesagt – und das spürt man.
Als Jugendliche fiel Frey vor allem durch ihre Beständigkeit auf. Keine wilden Sprünge, keine lauten Töne – sondern konstante Entwicklung. Bei den Junioren Europameisterschaften 2015 trat sie erstmals international in Erscheinung, seither hat sie sich Schritt für Schritt an die Weltspitze gearbeitet. Heute ist sie eine feste Grösse in der Schweizer 4 x 100- Meter-Staffel und prägt als erfahrene Athletin die jüngere Generation mit. Ihr Antrieb? Die Faszination für das pure, messbare Moment des Sprints. «Es gibt keine Ausreden», sagt sie oft. «Die Uhr lügt nicht.» Diese Ehrlichkeit mit sich selbst ist es, die Frey auch abseits der Bahn auszeichnet. Sie studierte, trainierte, kämpfte sich durch Verletzungen und Formschwankungen – und blieb sich treu. 2025 hat sie ihre stärkste Saison hingelegt: Persönliche Bestzeit, Topplatzierungen bei internationalen Meetings und der souveräne Auftritt an den Europameisterschaften 2024 in Rom und dieses Jahr an den Weltmeisterschaften in Tokio. In der Hallensaison lief sie über 60 Meter 7,13 Sekunden – und verpasste den Final der Hallen-EM nur um Haaresbreite. Es sind Zahlen, die belegen, wie konstant sie arbeitet. Und doch bleibt sie bescheiden. «Ich weiss, dass noch mehr möglich ist», sagte sie nach ihrem Rekordlauf in Fribourg.
Wer Géraldine Frey kennt, weiss: Zug ist ihr Anker. Nach all den Reisen, Trainingslagern und Wettkämpfen kehrt sie immer wieder hierher zurück – an den Ägerisee, in die Berge, zu Familie und Freunden. «Hier kann ich auftanken und einfach ich selbst sein», sagt sie. Die Region ist für sie mehr als Heimat – sie ist Rückzugsort, Inspirationsquelle und Ausgangspunkt zugleich.Diese Verbindung zur Heimat ist auch spürbar, wenn sie vom Leichtathletik Klub Zug spricht. Der Verein war und ist ihr sportliches Zuhause – ein Ort, an dem Leistung, Gemeinschaft und Herzblut zusammenkommen. «Ohne das Umfeld hier wäre ich nie so weit gekommen», sagt sie dankbar.
Auf der Bahn ist sie konzentriert, analytisch, fast stoisch. Doch wer sie privat erlebt, begegnet einer humorvollen, offenen Frau, die genauso gerne lacht wie läuft. In Interviews zeigt sie sich reflektiert, manchmal nachdenklich, aber immer ehrlich. Sie spricht über die Balance zwischen Leistung und Leben, über das Bedürfnis nach Ruhe – und über kleine Dinge, die ihr Energie geben: ein guter Kaffee, Musik, Zeit mit Freunden. Géraldine Frey ist längst mehr als «nur» eine Athletin. Sie ist ein Beispiel dafür, dass sich Erfolg und Bodenhaftung nicht ausschliessen. Dass man Weltklasse sein kann, ohne das Lokale aus den Augen zu verlieren. Wie sie ihren Alltag zwischen Spitzensport, Reisen und Erholung gestaltet – und was sie antreibt, wenn die Laufbahn leer ist – erzählt sie im Gespräch mit der Zuger Woche.
Was bedeutet Ihnen der Kanton Zug – als Heimat, Rückzugsort oder Inspiration?
Der Kanton Zug ist für mich Heimat und Ruhepol zugleich. Nach vielen Reisen rund um die Welt für Wettkämpfe finde ich hier einen Ort, an dem ich auftanken und einfach ich selbst sein kann. Die Nähe zur Natur gibt mir Inspiration und Bodenhaftung.
Wann fühlen Sie sich am meisten «bei sich selbst» – im Alltag oder in besonderen Momenten?
Am meisten bei mir selbst bin ich, wenn ich auf der Bahn stehe und laufe. Dieser Fokus, das Adrenalin und gleichzeitig die völlige Klarheit – das sind Momente, die mich immer wieder zu mir selbst zurückbringen. Ebenso, wenn ich Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringe: Da kann ich ganz loslassen und einfach ich selber sein.
Gibt es ein Lieblingsgericht oder eine Zutat, die bei Ihnen nie fehlen darf – sei es im Kühlschrank oder auf dem Teller?
Ich habe keine spezielle Zutat, die immer dabei sein muss – mir ist es wichtiger, ausgewogen und frisch zu essen. Aber ab und zu darf auch ein Stück Schokolade nicht fehlen.
Was ist Ihr persönlicher Energie-Booster, wenn Sie einen langen oder fordernden Tag vor sich haben?
Ganz klar: ein guter Kaffee am Morgen – und dazu Musik, die mich sofort in positive Stimmung bringt. Das gibt mir Energie, egal wie anstrengend der Tag noch wird.
Gibt es ein Erlebnis, das Sie besonders geprägt hat – vielleicht sogar in Zug?
Die Schweizer Meisterschaften 2015 in Zug waren für mich ein ganz spezielles Erlebnis. Sie haben meine Freude an der Leichtathletik bestätigt und meine Motivation für die Zukunft noch stärker gemacht.
Welche Eigenschaft schätzen Sie an anderen Menschen besonders – und leben Sie diese selbst auch?
Ehrlichkeit. Sie schafft Vertrauen, im Sport wie im Leben. Ich bemühe mich sehr, diese Eigenschaft auch selbst vorzuleben – offen, direkt und authentisch zu sein.
Worüber können Sie heute noch herzhaft lachen – ganz egal, wie oft Sie es schon erlebt haben?
Am meisten lache ich mit Familie und Freunden – diese Momente voller Leichtigkeit und Humor sind für mich unbezahlbar.
Wenn Sie einen Tag lang machen könnten, was Sie wollen – wie sähe dieser Tag aus?
Er würde mit einem entspannten Frühstück beginnen, dann ein gutes Training in der Sonne, danach Zeit mit meiner Familie und Freunden. Abends vielleicht ein feines gemeinsames Essen – ein Tag voller Bewegung, Freude und Nähe zu den Menschen, die mir wichtig sind.
Michael Schwegler
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