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Ab Januar 2025 soll die Abfallbewirtschaftung des Kantons Zug mit E-Fahrzeugen abgewickelt werden. Dafür sind nicht nur neue Kehrichtfahrzeuge nötig, sondern der Bau einer Trafo- und Ladestation sowie ein Konzept für die optionale Integration eines Energiespeichers.
Elektroautos gehören inzwischen zum schweizerischen Mobilitätsalltag. Immer mehr Autofahrerinnen und Autofahrer entscheiden sich bei einem Neukauf eines Privatwagens für einen mit alternativem Antrieb anstelle von Benzin oder Diesel.
Im ganzen Land gibt es inzwischen die Möglichkeit, die Batterie des Elektromotors aufzuladen. Unterwegs, im Einkaufszentrum und immer mehr zu Hause. Auch in Mehrfamilienhäusern geben die Vermieter vielfach die Erlaubnis, eine private Ladestation für sein Auto zu installieren.
Was für den PKW-Verkehr möglich ist, wird jetzt auch immer mehr zum Thema für grosse Fahrzeuge. Die Zugerland Verkehrsbetriebe zum Beispiel haben zum Ziel, bis 2035 den Linienbetrieb CO2-neutral zu betreiben. E-Busse ersetzen kraftstoffbetriebene Fahrzeuge.
Im Kanton Zug wird es bereits nächstes Jahr eine nachhaltige Neuerung im öffentlichen Auftragswesen geben. Ab 1. Januar 2025 soll die Abfallbewirtschaftung des Kantons Zug mit E-Fahrzeugen abgewickelt werden. Der Zweckverband der Zuger Einwohnergemeinden für die Bewirtschaftung von Abfällen (Zeba) hat eine entsprechende Ausschreibung vorgenommen. Das Unternehmen R. Hürlimann Transporte aus Oberägeri und Baar hat diese für sich entschieden. «Mein Grossvater hat in den 1960er-Jahren mit der Kehrichtabfuhr angefangen. Mein Vater hat das Geschäft weitergeführt. Für den Zeba haben wir schon in Submission gearbeitet, also war es logisch, dass wir uns für dieses neue Projekt beworben haben», sagt Reto Hürlimann, Inhaber und Geschäftsführer.
In der Praxis sieht das so aus, dass acht neue Elektro-Kehrichtwagen in Zukunft den Abfall in den elf Zuger Gemeinden abholen und zu den Entsorgungsstellen bringen. «Wir können zu einer besseren Umweltbilanz beitragen, weil wir mit den neuen Kehrichtwagen viel CO2 einsparen. Aber wir müssen aktiv zeigen, dass wir dazu bereit sind», meint Reto Hürlimann.
Vier der neuen Kehrichtwagen werden im Designwerk in Winterthur hergestellt, vier stammen von der schwedischen LKW-Firma Volvo. Günstig sind diese Fahrzeuge nicht. «In der Anschaffung kosten die Elektrofahrzeuge zwei- bis dreieinhalb Mal mehr als herkömmliche Dieselfahrzeuge.» Davor Angst haben, dass die Abfallentsorgung dadurch teurer werde, müssten die Auftraggeber nicht. «E-Fahrzeuge sind im Unterhalt günstiger, damit gleicht sich die Rechnung wieder aus», erklärt Reto Hürlimann.
Statt zur Tankstelle fahren die neuen Kehrichtwagen zukünftig zur Ladestation. Und diese wird aktuell ausserhalb der Baarer Ortschaft Blickensdorf erstellt. In der Gulmmatt, wo die R. Hürlimann Transporte ihren Hauptsitz hat. Das ganze Areal, das weitere Firmen beherbergt, gehört der Immobilienfirma von Kantonsrat Adrian Risi, die im E-Projekt der Abfallentsorgung als Partner fungiert.
In der Gulmmatt steht bereits eine der grössten Solaranlagen des Kantons Zug, die 2021 fertiggestellt wurde. Rund 1,45 Megawattpeak Leistung hat die Anlage zu Spitzenzeiten. Jetzt erfolgt die Erweiterung mit 193 kWp auf dem Neubau des Areals. Das Projekt umfasst den Bau einer neuen Trafostation und zwei Ladestationen mit jeweils vier Ladepunkten. Für jedes Fahrzeug stehen je 50 Kilowatt (kW) zur Verfügung. Bei Bedarf können diese jedoch auch schneller mit 150 bis 180 kW beispielsweise über Mittag hälftig geladen werden, um kürzere Touren zu absolvieren. Auslastungstechnisch ist die Trafostation in der Lage, 32 Fahrzeuge gleichzeitig mit Strom zu versorgen.
Erstellt wird der Neubau von der Firma convoltas AG aus Immensee SZ, die bereits die bestehende Solaranlage vor Ort errichtet hat. Das Unternehmen hat schweizweit weitere 86 Grossanlagen und 62 kleinere Photovoltaik-Anlagen gebaut – hauptsächlich in der Zentralschweiz und in den Kantonen Zürich und Aargau.
«Wir streben eine ganzheitliche Areallösung an. Das bisher bestehende und das, was jetzt neu gebaut wird, soll miteinander harmonieren und Zusatzlösungen möglich machen» erklärt Michael Malnati, Inhaber und Leiter Finanzen der convoltas AG. Sie würden das Projekt während der gesamten Dauer unterstützen. «Wir sind davon überzeugt, dass eine Blaupause für ein skalierbares Geschäftsmodell entsteht, das weitere Areallösungen für PV-Anlagen, E-Mobilität und Speicher im Industriebereich möglich macht.»
Was beim Bau der Trafostation und der Ladeanlagen fehlt, sind Erfahrungswerte im Energieverbrauch, da noch kein anderer Kanton den gesamten Betrieb der Abfallbeseitigung mittels E-Kehrichtwagen betreibt. Solche Fahrzeuge sind in Städten wie Wädenswil ZH, Thun BE, Luzern oder in Basel-Land vereinzelt im Einsatz. «Wir gehen jetzt von Annahmen aus. Mit der Auswertung werden wir aber sofort beginnen, sobald die Ladeanlage in Betrieb genommen wird.» Denn es geht beim Neubau in der Gulmmatt nicht nur um die Neuausrichtung der Abfallbewirtschaftung im Kanton Zug. «Der Bau von Trafo- und Ladestation ist eines. Die Optimierung und Stabilisierung des lokalen Energienetzes ist genauso wichtig.» Dieses müsse die zusätzliche Belastung durch die Neubauanlage tragen können. Umgekehrt entstünden auch bei der Herstellung von Solarenergie Überschüsse. «Diese möchten wir natürlich ins lokale Netz einspeisen oder herausziehen können. Aber dafür muss dieses stabil gemacht und darauf ausgelegt werden, was eine Herausforderung in näherer Zukunft sein wird», erklärt Michael Malnati.
Aus diesem Grund arbeitet sein Unternehmen in der Galmmatt an der optionalen Integration eines Energiespeichers. «Damit kann der Energiebedarf besser kanalisiert werden. Überschüssige Energie bleibt quasi auf dem Areal und belastet das Netz nicht zusätzlich. Bei Energiebedarf kann diese umgekehrt aus dem Netz bezogen werden. Diese Speicherlösung ist eine der grossen Herausforderungen an diesem Projekt», sagt Michael Malnati.
Stromerzeugung durch alternative Energien wird immer wichtiger. Der Photovoltaik-Ausbau ist im Jahr 2023 in der Schweiz um 51 Prozent auf 1641 Megawatt gestiegen. Im laufenden Jahr soll Solarenergie erstmals mehr als zehn Prozent des gesamten Strombedarfs abdecken. «Dieses Projekt zeigt, wie man mit einer weitsichtigen Planung unternehmerische Entwicklungspotenziale schrittweise erschliessen und damit den sich verändernden Anforderungen in Zukunft begegnen kann.» Michael Malnati wie Reto Hürlimann hoffen, dass die Neuausrichtung der Abfallwirtschaft mittels E-Kehrichtwagen und Solarenergie-Ladestationen eine Leuchtturmwirkung haben, so dass sich auch andere Kantone oder Berufsbereiche für Neulösungen öffnen.
Auch für den Baarer Transporteur gibt es bis zum Neustart im Januar 2025 noch viel zu tun. «Die Chauffeure und die Disposition erhalten zusätzliche Aufgaben, weil die Ladetechnik der E-Fahrzeuge über eine App überwacht wird. Wenn etwas schiefläuft, kann die Disposition reagieren. Das muss ebenso geschult werden wie die Chauffeure auf den neuen Wagen, wegen dem Ladevorgang und den Fahreigenschaften. Bis anhin waren zehn Fahrzeugen im Einsatz. Die Tourenplanung muss neu auf acht Kehrichtwagen, die grösser sind als die bisherigen und mehr Nutzlast haben, erstellt werden.» Reto Hürlimann glaubt, dass die neuen Kehrichtwagen einen positiven Effekt auf sein Personal haben werden. «Sie sind viel leiser, das wird in der Fahrkabine wie für die mitfahrenden Entsorger entspannend wirken.»
Der Zeba hat Schülerinnen und Schüler des Kantons Zug einladen, einen Entwurf für die Neugestaltung der E-Lastwagen einzureichen. Eine Auswahl dieser Idee werden dann die 16 Aussenwände der neuen E-Kehrichtwagen schmücken.
Renato Cecchet
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