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LucianHofstetterläuft für einenguten Zweck
Neben bereits antiken Schallplatten wie diesen sind bei der Zuger Plattenbörse natürlich auch moderne Stilrichtungen vertreten. Foto: Renato Cecchet
Die Vinyl-Schallplatte erlebt seit ein paar Jahren ein Comeback. Was vielerorts fehlt sind die Plattenläden. Jetzt gibt es für die Fans wenigstens wieder eine Plattenbörse. In Zug zum zweiten Mal.
Bis in die 1980er-Jahre war sie bei Musikhörenden nicht wegzudenken: die Vinyl-Schallplatte. Ob klassische Musik, Jazz, deutscher Schlager, die Beat- und Psychedelic-Welle, Ländler, Reggae, Pop oder Hard-Rock – überall wurde die dünne runde Scheibe aus Vinyl aufgelegt. Privat zu Hause, für die Tanzenden in Diskotheken oder bei den Radiostationen.
Dann kamen zuerst die CD, später MP3 und die Streamingdienste – die LP oder Single aus Vinyl waren schon längst nur noch ein Relikt aus einer anderen Zeit. Natürlich gibt es Romantische und Enthusiastische, die immer einen Vinyl-Plattenspieler hatten. Auch im Hip-Hop lebte die Schallplatte durch das Schratchen der DJs weiter. Aber: Die traditionellen Schallplattenläden schlossen, auch die Presswerke für Vinyl-Schallplatten machen dicht.
Jetzt gehen die CD-Verkaufsläden zu – und die runde Scheibe aus Polyvinylchlorid mit dem Loch in der Mitte feiert seit Jahren ein Comeback. Wurden zum Beispiel in Deutschland 2008 noch 500'000 Vinyl-Schallplatten verkauft, waren es 2015 schon über zwei Millionen, aktuell über 4,5 Millionen Stück pro Jahr.
Es sind nicht nur die älteren Jahrgänge, die wieder Schallplatten kaufen, auch die Generation Streaming, Rap und Reggaeton entdeckt den Reiz der Rillen. Gründe sind der Wunsch nach einem selbstbestimmten Musikgenuss und eine neue Lust am Analogen in einer zunehmend digitalisierten Welt. Schallplatten sind Gesamtkunstwerke und manches Plattencover hat sich ins Gedächtnis ganzer Generationen eingebrannt.
Aber wo erhält man Schallplatten? Natürlich online im Internet. Aber genau das passt irgendwie nicht. Denn früher was es am Mittwoch- oder Samstagnachmittag ein fixes Ritual, in Plattenläden nach Neuheiten, Bootlegs oder seltenen Secondhand-Scheiben zu suchen. Die Läden werden eher nicht zurückkommen, etwas anderes aber schon: Die Plattenbörsen.
Auch in Zug. Der Konzert- und Partyveranstalter Rheimland sowie Jam On Radio und Aightgenossen.ch organisieren am Sonntag, 4. Februar, die zweite Zuger Plattenbörse im Jugendkulturzentrum Industrie45. Zug sei lange ein weisser Fleck auf der Schweizer Vinylkarte gewesen und man musste in andere Kantone ausweichen, scheiben die Veranstalter in in ihrer Vorschau. Neben den wenigen Plattenläden gebe es physisch nur einen Weg, an das schwarze Gold zu gelangen: An einer Börse. «Analog, von Mensch zu Mensch, das ist, was wir wollen. Unter dem Aspekt der Vinylsozialisation änderten wir die Vinylsituation und setzten 2023 Zug wieder auf die Schallplattenlandkarte.» Insgesamt sind in der Schweiz sieben Börsen geplant. Bis jetzt sind neben Zug Olten, Chur, Basel und Glarus bestätigt.
In Zug stellt das Jugendkulturzentrum Industrie45 die Location zur Verfügung. Gleichzeitig soll das gleichenorts beheimatete Jam On Radio, der Zuger Sender für Urban Music, wieder live von der Börse berichten und die Vinyl-Begeisterung der Gäste und Verkaufenden Gehör verschaffen. Jam On Radio sorgt auch für die musikalische Untermalung und freut sich sehr auf den Anlass: «Wir legen während unserem Programm ja immer noch viele Schallplatten auf und finden es super, dass wir die Plattenbörse mit unterstützen können.»
Für die grösseren Händlerinnen und Händler gibt es wie gewohnt ganze Tische, um ihre Vinyl-Schallplatten zu verkaufen. Diese Börse bietet aber noch etwas Besonderes, nämlich das One-Bag-Only. (OBO) – nur eine Tasche. Alle Sammlerinnen und Sammler von Schallplatten sollen ermutigt werden, an der Börse teilzunehmen, auch wenn sie keinen ganzen Stand mit Platten füllen möchten, sondern eben maximal eine Plattentasche voll haben.
An anderen Börsen von Vinyl-Trade habe sich OBO bereits erfolgreich etabliert. Teilnehmende mit OBO können sich unter der Mailadresse vinyl@llos.ch melden und erhalten dann die Möglichkeit, sich einzuschreiben.
Renato Cecchet
Plattenbörse Zug. Sonntag, 4. Februar, 13 bis 17 Uhr, Jugendkulturzentrum Industrie45. Der Eintritt ist frei.
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