Zytturm Triathlon
Am Wochenende ist Zug wieder Mekka des Sports
Die EM-Direktorin Doris Keller.
Im Juli blickt Europa auf die Schweiz und auf den Frauenfussball. Wir von der Zuger Woche sprachen vor dem Start der Uefa Women Euro 2025 mit Turnierdirektorin Doris Keller.
Frau Keller, mit der Uefa Women Euro 2025 steht der Schweiz ein weiterer Grossevent bevor. Was macht dieses Turnier für Sie persönlich besonders – als Sportmanagerin, aber auch als Schweizerin?
Für mich ist dieses Turnier eine echte Herzensangelegenheit. Ich durfte weltweit Grossanlässe begleiten – aber ein Event dieser Grössenordnung in der eigenen Heimat zu leiten, ist etwas ganz Besonderes. Es ist eine einmalige Chance, der Schweiz zu zeigen, wie kraftvoll, inspirierend und verbindend Frauenfussball sein kann. Unser Ziel ist es, den Frauenfussball nachhaltig zu stärken – mit mehr Spielerinnen, mehr Trainerinnen, mehr Schiedsrichterinnen und mehr Frauen in Entscheidungspositionen im Fussball.
Sie waren in Ihrer Karriere weltweit an Grossanlässen beteiligt – von Südamerika über Europa bis Ozeanien. Nun leiten Sie erstmals ein Turnier in Ihrer Heimat:
Spüren Sie dabei eine besondere Verantwortung oder sogar Emotionalität?
Ja, definitiv. Die Verantwortung ist gross – aber sie ist auch eine grosse Motivation. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich der Frauenfussball entwickelt hat, und wie viel Potenzial noch in ihm steckt. Dieses Turnier ist mehr als ein Sportevent – wir schreiben hier ein Stück Geschichte für den Frauenfussball in der Schweiz.
Die EM wird in acht Schweizer Städten ausgetragen. Auch in Regionen wie Zug, die nicht offiziell als Spielort aufgeführt sind, wird das Turnier spürbar. Wie kam es dazu, dass mit Schweden und Polen gleich zwei Teams in den Kanton Zug kommen?
Wir haben den Teams eine Auswahl an Trainingsstandorten zur Verfügung gestellt – einige, wie Schweden, haben sogar selbst gesucht. Die Kombination aus hochwertiger Infrastruktur, kurzen Distanzen zu den Spielorten und einem professionellen Umfeld war entscheidend. Dass gleich zwei Teams Zug als Base Camp gewählt haben, zeigt, wie attraktiv die Region ist.
Sie engagieren sich privat im Vorstand von Zug 94 – dem Verein, bei dem das polnische Team trainieren wird. Wie erleben Sie diese Verbindung von beruflichem Projekt und lokalem Engagement?
Zug 94 ist mein persönliches Herzensprojekt. Ich durfte im Fussball viel erleben – jetzt gebe ich gerne etwas zurück. Es ist schön zu sehen, wie ein Amateurverein Teil eines internationalen Turniers wird. Dass sich Polen für das Stadion Herti Allmend entschieden hat, ist eine grosse Ehre für unseren Klub.
Die Schwedinnen logieren im OYM Cham, einem Zentrum von internationalem Ruf, und trainieren auf dem Eizmoos. Welche Rolle spielte die Qualität der Infrastruktur bei der Standortwahl der Teams – gerade in einem Kanton ohne Stadion?
Eine sehr grosse. Die Teams legen höchsten Wert auf professionelle Bedingungen – sowohl für Training als auch für Regeneration. Das OYM bietet Weltklasse-Infrastruktur, und auch das Eizmoos wurde gezielt aufgewertet. Es zeigt: Auch ohne Stadion kann ein Kanton ein wichtiger Teil eines Grossanlasses sein – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Die Uefa Euro ist erstmals ein sogenanntes «Major Tournament». Welche Unterschiede ergeben sich dadurch – im Vergleich zu früheren Frauen-EMs?
Der «Major Tournament»-Status bedeutet, dass die Women Euro auf Augenhöhe mit der Männer-EM organisiert wird – mit entsprechendem Ressourceneinsatz, Sicherheitskonzepten, Medienpräsenz und Nachhaltigkeitsstrategien. Es ist eine Investition in den Frauenfussball – und ein starkes Zeichen der Uefa.
Ihr Ziel ist es, mit der Euro 2025 nicht nur ein Fussballturnier zu veranstalten, sondern einen Hype für den Frauenfussball auszulösen. Ich selbst habe mir bereits Tickets gesichert. Doch wie lässt sich dieser Funke auch auf die breite Bevölkerung überspringen?
Zuerst einmal: Danke fürs Ticketkaufen! Um den Funken überspringen zu lassen, setzen wir auf Sichtbarkeit, auf emotionale Geschichten und auf Nähe. Die Women Euro soll ein inklusives Turnier sein – offen für alle. Wir wollen zeigen: Das ist nicht nur Fussball, das ist Gemeinschaft, Inspiration, Lifestyle und Begeisterung.
Sie haben mehrfach betont, dass es um mehr geht als nur das Spiel: Mehr Trainerinnen, mehr Schiedsrichterinnen, mehr Sichtbarkeit. Wo sehen Sie aktuell die grössten Hebel, damit der Frauenfussball in der Schweiz langfristig wächst?
Mädchen brauchen Vorbilder. Wenn sie Spielerinnen, Trainerinnen oder Schiedsrichterinnen sehen, entsteht der Glaube: Das kann ich auch. Deshalb setzen wir auf Sichtbarkeit, gezielte Förderung und starke Strukturen im Breitensport. So schaffen wir langfristig echte Perspektiven für den Frauenfussball in der Schweiz.
Sie haben erwähnt, dass Sie mit 7 Mädchen in Zug gestartet sind – heute sind es über 120. Was hat diesen Wandel ausgelöst, und was sagen solche Geschichten über das Potenzial des Frauenfussballs im Breitensport aus?
Das zeigt, wie gross die Nachfrage ist – wenn man Angebote schafft. Die Mädchen waren immer da, sie brauchten nur eine Plattform. Solche Geschichten beweisen: Frauenfussball ist keine Modeerscheinung, sondern eine Bewegung. Und sie beginnt ganz oft lokal.
Zum Abschluss ein Blick nach vorne: Auf welchen Moment bei dieser EM freuen Sie sich persönlich am meisten – und woran würden Sie sagen, ist das Turnier ein Erfolg gewesen?
Ich freue mich auf den Moment, wenn das erste Spiel angepfiffen wird – und ich in die Gesichter der Fans blicke. Wenn die Stadien voll sind, Kinderaugen leuchten und Menschen inspiriert nach Hause gehen, dann war es ein Erfolg. Und wenn danach mehr Mädchen auf den Fussballplätzen stehen, war es ein nachhaltiger Erfolg.
Michael Schwegler
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