Archäologie
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Touristen
Das grosse Land macht die Planung der Zuger Hotelbetriebe unmöglich. Mal kommen sie in riesiger Zahl, dann übernachtet nur eine Handvoll von ihnen hier. Die Hoteliers zeigen sich enttäuscht und hoffen auf politische Veränderungen im Land der Mitte.
Die Wegweiser, die Touristenkarten oder in den Hotels selbst: Auf Mandarin, der beliebtesten Sprache Chinas. ist nichts angeschrieben. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern. China ist zwar in aller Munde, bei der Vermarktung liegen die Prioritäten aber anderswo. In den letzten Jahre sind vor allem Touristen aus Deutschland, England und den Vereinigten Staaten gekommen. Und natürlich Schweizerinnen und Schweizer, die neugierig auf den kleinen Kanton geworden sind.
Vor Corona hat alles noch anders ausgesehen. Die chinesische Mittelschicht entdeckte neu die Schweiz. In den Jahren 2018 und 2019 veränderten sie im Sommer das Stadtbild von Zug. Viele einheimische Bewohnerinnen und Bewohner begegneten die neuen Touristen mit Argwohn. Die chinesischen Gäste erschienen in Reisegruppen und brachten, ähnlich wie in Luzern, die Infrastrukturen an ihren Anschlag. So mussten die öffentlichen Toiletten häufiger gereinigt werden als in Normalzeiten.
Im Laufe der letzten Jahren zeigt sich: Die Zahl der Hotelübernachtungen von chinesischen Gästen im Kanton Zug schwankt enorm und sagt viel über die jeweilige aktuelle Lage aus. 2017 bis 2019 registrierten die Zuger Hotels durchschnittlich über 18'000 Übernachtungen von Chinesinnen und Chinesen. Von keinem anderen Land, ausser Deutschland, stammten so viele Touristen.
Wirtschaftlich gesehen war der Andrang ein Gewinn. In Zug schossen viele chinesische Restaurants aus dem Erdboden. Nach Corona änderte sich alles. Auch nach den Erleichterungen erholte sich die Zahl von früher nicht mehr. 2022 kamen nur noch 633 Besucherinnen und Besucher aus China, im Jahr darauf stieg die Zahl immerhin auf 4544, Platz 8 im Ranking der ausländischen Gäste.
Die jüngsten Zahlen von 2024 zeigen nun, dass das Pendel wieder zurückgeschlagen hat. Nur noch 1958 Logiernächte zählte man im vergangenen Jahr. Das entspricht einem Minus von rund 57 Prozent. Damit liegen die Zahlen wieder deutlich unter den Erwartungen der Hotelbetriebe. Von früher 18'000 auf rund 2000: Warum kommen die Chinesen nicht mehr nach Zug? Dahinter liegen verschiedene Faktoren. Zum einen liegt die Reiseunlust in der wirtschaftlichen Unsicherheit begründet. Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China und ein geringeres Konsumentenvertrauen führen dazu, dass viele Chinesen ihre Ausgaben, insbesondere für Auslandreisen, zurückhalten. Das Land der Mitte wuchs 2024 weniger stark als in den vergangenen Jahren.
Hinzu kommt aber auch eine politische Massnahme der chinesischen Führung. Diese ermutigt ihre Bevölkerung, vermehrt im eigenen Land zu reisen, um die heimische Wirtschaft zu stärken. Zug steht mit dem Rückgang nicht allein da. Das Phänomen ist ein globales. Vor der Covid-Pandemie wurde China noch als «globale Tourismus-Grossmacht» bezeichnet. 2019 entfiel ein Fünftel der internationales Tourismusausgaben (255 Milliarden US-Dollar) auf China. damit war das Land der grösste Auslandsreisemarkt der Welt. Die chinesischen Gäste waren aber nicht nur bei den Hotelbetrieben gern gesehen. Durchschnittlich geben die Touristen aus China 380 Franken pro Tag aus.
Zum Vergleich: Touristen aus Deutschland geben im Durchschnitt täglich 130 Franken aus. Also fast drei Mal weniger. Nebst den wirtschaftlichen und politischen Gründen des Rückgangs kommen noch administrative Hindernisse hinzu, welche die Reiselust vermutlich dämpfen. Anhaltende Visa-Probleme und andere bürokratische Hürden erschweren die Planung und Durchführung von Auslandsreisen. Alles Faktoren, die das kleine Zug nicht beeinflussen kann. Immerhin, Herr und Frau Schweizer entdecken das kleine Zug neu. Die Wachstumsraten bei den Übernachtungen sind deutlich höher als in der Restschweiz: Um 6 Prozent stiegen die Hotelbesuche von Schweizer Gäste. In der Restschweiz sank die Zahl der Übernachtungen um 1,1 Prozent.
Beni Frenkel
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